Die beiden 88 Tage alten Bartgeier Generl und Luisa (links) werden vor ihrer Auswilderung im Nationalpark Berchtesgaden aus einer Hütte getragen. © Peter Kneffel/dpa
Ramsau – Bartgeier – einst ausgerottet – sind zurück in den Berchtesgadener Alpen. Am Dienstag wurden mit „Generl“ und „Luisa“ zwei weitere junge Geier vorgestellt und später in einer steilen Felsnische ausgewildert. Es ist der fünfte Jahrgang eines der spektakulärsten Naturschutzprojekte Bayerns.
Seit 2021 entlassen der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und der Nationalpark jedes Jahr zwei junge Bartgeier in die Freiheit. Inzwischen sind es zehn. Bis auf einen leben noch alle. Die Jungtiere sind bei ihrer Freilassung etwa 90 Tage alt, noch flugunfähig und verbringen die ersten Wochen in einer geschützten Felsnische, bevor sie sich zu ersten Flügen aufschwingen. Auch am Dienstag begleiteten die Präsentation hunderte Schaulustige. Interessierte können die Entwicklung der Bartgeier live mitverfolgen. Eine Kamera überträgt rund um die Uhr Bilder (www.lbv.de/bartgeier-webcam). Später ermöglichen GPS-Sender auf dem Rücken der Vögel, ihre Routen nachzuvollziehen.
„Der Bartgeier soll wieder heimisch werden. Dass er ausgerottet wurde, ist eine historische Schuld, die wir ausmerzen wollen“, sagt Toni Wegscheider, Projektleiter beim LBV. Der Nationalpark Berchtesgaden mit seinen abgelegenen Felslandschaften gilt als ideales Wiederansiedlungsgebiet. Jeder Bartgeier bekommt einen Namen – und oft eine Geschichte dazu. „Generl“ ist eine Hommage an die kürzlich verstorbene Eugenie Buhl aus Ramsau, Ehefrau von Hermann Buhl, Erstbesteiger des Nanga Parbat. „Luisa“ erhielt ihren Namen durch eine Sponsorin, die anonym bleiben möchte.
Derzeit leben rund 400 Bartgeier in den Alpen, darunter etwa 70 Brutpaare. Sie ernähren sich von Knochen und Aas und gelten als ungefährlich. Einst galten sie aber als Bedrohung für Nutztiere und Kinder und wurden erbarmungslos verfolgt. In Bayern starb der letzte Bartgeier im 19. Jahrhundert, 1913 wurde der letzte wild lebende in den Alpen abgeschossen.
KILIAN PFEIFFER