Die ganze Stadt eine Fanzone

von Redaktion

Vor dem Champions-League-Finale: Besuch am Marienplatz

Fußball: Champions League, vor dem Finale Paris Saint-Germain – Inter Mailand. Bierfässer stehen vor dem Finale am Königsplatz an einem Fan Meeting Point. © Sven Hoppe/dpa

Fans von Inter Mailand © Martin Hangen

Edardo Cigognini feiert im Hofbräuhaus.

Samy H. sucht nach einem Ticket. © Martin Hangen

Freuen sich aufs große Finale: PSG-Fan Patrick Pothin und Inter-Fan Mohammed AlJaber. © Hangen (3)

München – Die Fangesänge schallen lautstark durch die Fußgängerzone: „Forza Inter, forza Inter“. Fans von Inter Mailand, gehüllt in blauschwarzen Trikots, sind an die Münchner Mariensäule gezogen, sie brüllen und jubeln. Ihr Italienisch allerdings, nicht ganz akzentfrei. Sie sind von sehr weit weg hergekommen, um ihr Team im Champions-League-Finale zu feiern. Sie sind aus China angereist – einer von ihnen ist Tiger Zong (39) aus Shanghai: „Das Finale ist eine riesige Sache für uns.“

Das Endspiel seines Teams Inter Mailand gegen Paris Saint-Germain steigt am Samstag um 21 Uhr in der Allianz-Arena. „Ich bin nur für das Spiel angereist“, sagt er. Er bleibt nur zwei Tage in München, dann noch drei weitere in Mailand, seine „spirituelle Fußball-Heimat“, wie er sagt – dann geht’s zurück nach China. Insgesamt seien rund 200 weitere Fans aus ganz China in München für das Spiel, viele kennen sich, sagt Zong. Ein Freund von ihm ergänzt: „Es ist ein sehr wichtiger Moment in unserem Leben, einmalig.“ Dafür habe er rund 3000 Euro für ein Ticket gezahlt, um im Stadion dabei zu sein. Solche Chancen müsse man einfach ergreifen.

Von überall auf der Welt sind Menschen angereist – ganz München ist Fanzone. Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga rechnet mit etwa 90000 Übernachtungen ausländischer Gäste wegen des Finales. Mit rund 46 Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen kalkuliert die Stadt München.

Denn viele Fans wollen neben dem Spiel auch die bayerische Kultur und Kulinarik genießen. Und wo ginge das besser als im Hofbräuhaus? Dort will sich Edardo Cigognini (23) aus Mailand zusammen mit anderen Inter-Fans die Zeit bis zum Spiel versüßen – vor allem: „Viel Biere trinken! Das bayerische ist das beste Bier, das ich in meinem Leben getrunken habe“, schwärmt er. Nur ein Sieg seines Teams könne dieses Glück noch steigern.

Ganz so entspannt kann Samy H. (30) dem Spiel nicht entgegenfiebern. Der Pariser und PSG-Fan versucht verzweifelt, noch in letzter Minute ein Ticket zu bekommen: „Ich wäre bereit, bis zu 4000 Euro dafür auszugeben“, sagt er. Mit einem Pappschild in der Hand, auf dem sein Gesuch steht, versucht er am Marienplatz sein Glück.

Einfacher hatte es Islan Kharfallah (27): Als Mitglied des offiziellen Fanclubs des PSG hat er ein Ticket für gerade einmal 70 Euro ergattert. Ähnlich erging es Raphael B. (23) aus Paris, der ebenfalls Fan-Club-Mitglied ist: „Wenn Paris gewinnt, wird’s verrückt“, sagt er. Bis es so weit ist, will er München erkunden.

Indes hat sich eine weitere Gruppe Paris-Fans am Marienplatz versammelt. Nach langer Reise sind sie endlich angekommen, mehr als 24 Stunden hat es gedauert. Sie stammen aus Reunion, einer französischen Insel neben Madagaskar. „Nach einem so langen Weg wäre es so schade, wenn Paris im Finale verlieren würde“, seufzt Patrick Pothin (54).

Zu ihm gesellt sich ein weiterer Fan, der von weit herkommen ist: der Mailand-Fan Mohammed AlJaber (37) aus Saudi Arabien. „Ich liebe Inter, deshalb bin ich hier“, sagt er . Dann feiert er kurz zusammen mit den Paris-Fans. Denn Fußball vereint.
JULIAN LIMMER

DARIO WEBER

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