Auf offener Straße eröffnete der Mann das Feuer auf die Beamten. Er hatte laut Polizei Drogen dabei. © Peter Nickl/News5
Schirnding – Es sind Szenen wie aus einem Krimi: Die Polizei will einen Iraner kontrollieren. Der 47-Jährige steigt aus seinem Auto, zieht plötzlich eine Waffe und schießt auf die Beamten der Bundespolizei. Diese wiederum eröffnen daraufhin ebenfalls das Feuer. Der Mann stirbt. Der Schauplatz: Schirnding im oberfränkischen Landkreis Wunsiedel, kurz hinter dem deutsch-tschechischen Grenzübergang. Es waren wohl Drogen im Spiel. Die Ermittlungen dauern an.
Laut Polizeibericht kontrollierten Beamte der Bundespolizei am Samstagnachmittag gegen 14.20 Uhr im Rahmen der Binnengrenzkontrolle einen Pkw auf der Staatsstraße 2178 zwischen Schirnding und Münchenreuth. Der Fahrer hielt an, verließ sein Auto und schoss auf die Beamten. „Diese erwiderten das Feuer und trafen den Mann tödlich“, so die Polizei. Die Beamten selbst wurden dabei nicht verletzt, teilt die Polizei in Oberfranken mit. Sofort eingeleitete Reanimationsmaßnahmen konnten den Mann allerdings nicht mehr retten, er starb noch vor Ort. Weitere Personen befanden sich nicht im Fahrzeug, der Angreifer war den Angaben zufolge alleine unterwegs.
Wie die Ermittlungen inzwischen ergaben, handelte es sich bei dem Getöteten um einen 47-jährigen Iraner, der seit mehreren Jahren im Raum Mannheim lebte. „Die Polizei geht derzeit davon aus, dass sich der Mann wohl auf dem Rückweg einer Drogenbeschaffungsfahrt aus Tschechien befand, da er Crystal im niedrigen dreistelligen Grammbereich mit sich führte“, hieß es weiter. Die Kriminalpolizei Hof hat die Ermittlungen unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Hof übernommen. „Die genaueren Umstände sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen.“ Die Tatortarbeit zur Rekonstruktion des Tatablaufs dauere noch an. Über die von dem Mann verwendete Schusswaffe könnten derzeit noch keine weiteren Angaben gemacht werden.
Nach eigenen Angaben führt die Polizei im Grenzgebiet stichprobenartige Grenzkontrollen durch. So kam sie am Samstag auch dem Iraner auf die Spur. Über die Grenzkontrollen wird aber grundsätzlich weiter lebhaft diskutiert. Erst am Freitag war Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) in Prag zu Gast und verteidigte seinen verschärften Kurs an den Grenzen. Das Nachbarland Tschechien hingegen drängt auf ein Ende der deutschen Binnengrenzkontrollen und sieht darin eine vorübergehende Ausnahmesituation. Der tschechische Innenminister Vit Rakusan forderte eine baldige Rückkehr zu den Schengen-Grundsätzen der Reisefreiheit ohne Binnengrenzkontrollen.
Deutschland und Tschechien verbindet eine mehr als 800 Kilometer lange Grenze. Viele Tschechen pendeln zur Arbeit nach Sachsen oder Bayern. Laut Prag ist die „Transitmigration“ durch Tschechien aktuell niedrig. Die meisten Zurückweisungen aus Deutschland beträfen ukrainische Staatsbürger, die über einen tschechischen Aufenthaltstitel verfügten. Migranten aus Ländern wie Syrien seien die Ausnahme. Bei Dobrindts Besuch in Prag hatten beide Länder eine Überprüfung der verschärften Kontrollen im Juni vereinbart. Man wolle im Gespräch bleiben.
M. KADACH