„Wir lassen uns nicht unterkriegen“

von Redaktion

Bei vielen Betroffenen wirken die dramatischen Tage noch nach

Aufräumen nach der Katastrophe: Helfer beseitigen an der Paar in Reichertshofen Sandsäcke. © R7172/pa

München – Die Katastrophe erwischte viele kalt: Menschen wie Erika und Stefan Moor, 79 und 84 Jahre alt, aus Markt Indersdorf im Kreis Dachau, die am ersten Juni-Wochenende 2024 von dem verheerenden Hochwasser getroffen wurden. Die beiden mussten nachts per Boot aus dem überschwemmten Gebiet gerettet werden, sie verloren ihr Haus. Aber auch wenn die dramatischen Tage noch lange nachwirkten, sagen die Moors heute: „Wir lassen uns nicht unterkriegen, wir haben schließlich uns.“

Die Flut nach ausgiebigen Regenfällen in Bayern und Baden-Württemberg hinterließ Ende Mai und Anfang Juni 2024 massive Schäden. Mehrere Menschen starben. Ersten Schätzungen zufolge lagen die Schäden in beiden Ländern bei 4,1 Milliarden Euro. Ein Jahr danach hat die bayerische Staatsregierung mehr als 60 Millionen Euro aus Hilfsprogrammen an Geschädigte ausgezahlt. Wegen der Überflutungen hatte die Regierung ein Soforthilfeprogramm beschlossen, das bis zu 200 Millionen Euro umfassen kann. Privatpersonen und Gewerbebetriebe sollten davon profitieren, auch wenn sie nicht versichert sind. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft beziffert die versicherten Schäden auf zwei Milliarden Euro, unterscheidet aber nicht zwischen den Ländern.

Besonders heftig getroffen hat es 2024 Reichertshofen im Kreis Pfaffenhofen. Ein Feuerwehrler verlor sein Leben, der Strom fiel aus. 150 Bürger fanden in der Schule Unterschlupf. Der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz informierte sich vor Ort über die Lage. Doch ein Jahr danach fragen sich viele: Hat sich seitdem etwas verbessert?

Bayern will jedenfalls weiter in Hochwasserschutz investieren. Seit 2001 seien rund vier Milliarden Euro geflossen, so das Umweltministerium. Weitere Investitionen in Milliardenhöhe sind bis 2030 geplant. In puncto Hochwasserschutz hat sich nach Ansicht von Martin Vaas, Bürgermeister von Allershausen im Kreis Freising, schon einiges verbessert. Es gebe aber noch viel zu tun. Bis heute wirkt die Flut hier nach. „Einige Gebäude sind so stark beschädigt worden, dass Sanierungen aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr rentabel sind.“ Bürger müssten durch hochwasserangepasstes Bauen und Versicherungen stärker in die Pflicht genommen werden, findet Vaas.
MAR/CB/MES/DPA

Artikel 11 von 11