Regina Schweiger aus Uffing. © privat
Regina Schweiger fuhr mit dem Rennrad von Uffing am Staffelsee zum nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes – an das Nordkap. 3650 Radkilometer strampelte sie dafür mit ihren eigenen Beinen, 250 Kilometer am Tag. Es wurde eine Reise, die sie viel über sich selbst lehrte. Regina Schweiger machte auf ihrem Weg zum nördlichsten Punkt Europas ordentlich Tempo – mit dem Ziel, 250 Kilometer pro Tag zu schaffen. In fünf Tagen ging es quer durch Deutschland. Sogar bei strömendem Regen saß die 25-Jährige aus Uffing im Kreis Garmisch-Partenkirchen eisern im Sattel – etappenweise begleitet von ihrem Partner. Von 11. bis 29. August letzten Jahres legte Schweiger von ihrer Heimat aus 3650 Radkilometer zurück. Am Nordkap angekommen, konnte es die Schreinerin kaum glauben. Das Gefühl beschreibt sie heute als „total unwirklich“. Realisiert habe sie das Erlebte erst viel später. Denn im Laufe der 19 Etappen hatte sich eine fast meditative Routine eingestellt: Aufstehen, essen, packen – und ab aufs Rad. Um fünf Uhr morgens startete der Tag – gegen 22 Uhr legten sich die zwei Sportler erschöpft, aber glücklich schlafen. Die meiste Zeit im Zelt. Ein Bad gab es teils im kalten Fluss, warme Pasta dank des Campingkochers. „Wenn man so viel auf dem Rad hockt, muss ganz schön viel essen“, erzählt Schweiger.
Die Route führte sie über Flensburg nach Dänemark und weiter nach Norwegen, wo Schweiger Delfine beobachten konnte. Ihr persönlicher Höhepunkt: „Das war saustark. Ich habe diese Tiere noch nie in freier Wildbahn gesehen.“ Je näher das Duo dem Polarkreis kam, desto mehr Rentiere sah es. Sie strampelten quer durch die Berge nach Trondheim. Von Bodø aus brachte sie eine Fähre auf die Lofoten. Dann ging‘s entlang der Küste bis zum Nordkap. Für so eine Tour nimmt man normalerweise ein Gravelbike, das für Schotterwege gerüstet ist. Schweiger und ihr Partner haben die untypische Entscheidung für ihre Rennräder im Nachhinein trotzdem nicht bereut. Obwohl sie einmal wegen falscher Navigation 30 Kilometer Schotterpiste überwinden mussten. Fest steht, diese Tour hat sie wachsen lassen – vor allem innerlich. Sie lernte, mit wie wenig sie auskommen kann – und wie erstaunlich die Natur doch sein kein.
CONSTANZE WILZ