Tegernseer Tal startet in die Waldfest-Saison

von Redaktion

Max Engel (l.), Vorstand beim FC Real Kreuth, und Stellvertreter Korbinian Trettenhahn beim Aufbau. © Stefan Schweihofer

Bühne frei für den Auftritt der Trachtler auf dem Waldfest des FC Real Kreuth. © THOMAS PLETTENBERG

Kreuth – Max Engel ist Waldfest-Profi. Wenn die Masskrüge klirren, die Musi spielt und der Duft von reschem Hendl in der Luft liegt, fühlt er sich daheim. Schon als Bub ist er mit seinen Eltern über die Festl rund um den Tegernsee gestakst. Später hat er leere Gläser per Leiterwagerl zur Spüle gekarrt und am Grillfleischstand im Akkord Semmeln aufgeschnitten. „Mit 12 bin ich aufgestiegen“, erzählt der heute 26-Jährige und lacht. „Da durfte ich auf dem Waldfest daheim in Wiessee die Limo-Bude mitmanagen.“

Inzwischen ist Engel die Karriereleiter ganz hinaufgekraxelt. In Kreuth, wo er Fußball spielt, startet heute wieder die schönste Zeit des Jahres. Bis Anfang August steht in den fünf Talgemeinden jedes Wochenende im Zeichen eines Waldfestes. Immer lädt ein anderer Verein ein. Der Fußballclub Real Kreuth macht mit seinem zweitägigen Waldfest am Leonhardstoanahof traditionell den Auftakt. Engel ist Kopf der Großveranstaltung – mit zwei weiteren jungen Vorständen nimmt hier heuer zum zweiten Mal die nächste Generation das Zepter in die Hand.

Wann und wie die große Waldfest-Gaudi begonnen hat, weiß heute keiner mehr genau. Aber sie hat Tradition. Zum Beispiel ist überliefert, dass schon im Sommer 1873 eine gewisse Tegernseer Gesellschafft Frohsinn zum ersten Gartenfest in Abwinkl geladen hat. Dahin, wo Max Engel gute 120 Jahre später sein erstes Waldfest besucht hat. Dieser längst vergessene Verein hatte honorige Bürger, Handwerksmeister und Geschäftsleute, aber auch einfache Leute zu Speis, Trank und Blechmusik geladen. Um 1900 sprießen solche Heimatabende im Tal wie die Schwammerl aus dem Boden. 1908 laden die Hirschbergler Trachtler erstmals ein, ihr Fest ist bis heute beliebt. Übrigens: Touris und „Stoderer“ tanzen hier schon immer neben Einheimischen. Ins Tal zogen sich schon die Wittelsbacher zur Sommerfrische zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg Kurgäste nebst Hollywood-Größen. Bis heute pilgert die Schickeria auch auf Waldfeste. Busse aus ganz Bayern rollen an.

Heute Abend ab 17 Uhr rechnen die Kreuther Fußballer mit an die 4000 Besuchern. Morgen geht’s um 15 Uhr los, dann könnten 1000 mehr aufschlagen. „150 Hektoliter Bier sind bei der Brauerei Tegernsee bestellt“, erzählt Engel. Die Mass kostet neun Euro, das halbe Hendl auch. Schank und Grill müssen im Akkord funktionieren. Der Steckerlfisch muss gewürzt, Brotzeiten gerichtet und Kuchen gebacken – und alles auch verkauft werden. 200 Ehrenamtliche packen an.

Für die Logistik müssen Engel und sein Team vorab ein Sicherheitskonzept erarbeiten, das Notfälle, Rettungswege und Jugendschutz berücksichtigt: „Am Eingang finden Ausweiskontrollen statt, es werden passende Armbänder verteilt.“ Bier gibt’s ab 16, die harten Sachen an der Bar am Abend ab 18. Security ist im Einsatz. Dazu kommt: Der Festplatz liegt zwar idyllisch am Wald, aber allein bis Rottach-Egern würde ein gut einstündiger Fußmarsch fällig. Damit weder Wiesen vollgeparkt sind noch ein Waldfestgänger mit Schlagseite nachts auf der Bundesstraße unterwegs ist, gibt es einen Gratis-Shuttleservice. Von 23 bis drei Uhr fährt ein Bus rund um den See. Denn auch Taxis sind umkämpft – auch das war schon immer so.

„Klar, auf unseren Waldfesten rührt sich was“, sagt Max Engel und lacht. „Aber weil sie trotzdem nie an Gemütlichkeit eingebüßt haben, bleiben sie so beliebt. Dass nicht nur Einheimische kommen, macht ihren einzigartigen Charme aus.“ Die viele Arbeit rentiert sich, sagt der Fußballer. „Die Einnahmen sind für den Verein, die Jugend und wir brauchen neues Flutlicht.“ Zwei stressige Tage stehen an, aber Engel will auch mal ganz kurz durchschnaufen – und seinem so geliebten Kriagerl-Klirren lauschen.

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