Der Himmelsträger

von Redaktion

Peter Gasteiger übernimmt eine wichtige Aufgabe bei der Fronleichnamsprozession

Die goldende Monstranz mit der geweihten Hostie wird von Dekan Michael Mannhardt (links) durch die Gemeinde getragen. Peter Gasteiger ist einer der vier Himmelsträger. © Max Kalup

Hausham – Die große Trommel der Blasmusik gibt den Takt vor. Bumm, bumm, bumm bumm bumm. „Der erste Ton beim Prozessionsmarsch ist das Zeichen für den linken Fuß“, erklärt Peter Gasteiger. Der 51-jährige Nebenerwerbslandwirt ist einer von vier Himmelsträgern, die an Fronleichnam in Hausham im Kreis Miesbach den Baldachin bei der Prozession tragen werden. Wenn das Wetter mitspielt, wird am Donnerstag die Prozession nach dem 9-Uhr-Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Anton mit Ministranten, Trachtlern, Fahnenträgern, Vereinen, Blasmusik und zahlreichen Gläubigen wie in allen katholischen Pfarrgemeinden durch den Ort ziehen. Fronleichnam – auch Antlaßfest genannt – ist eines der prächtigsten Kirchenfeste, eine Art Demonstration des christlichen Glaubens. Das Fest, bei dem die Monstranz mit der geweihten Hostie durch die Straßen getragen wird, erinnert an das letzte Abendmahl und die Gegenwart Christi in der Eucharistie.

Seit etwa fünf Jahren ist Gasteiger Himmelsträger. Der vierfache Vater wird eine der beiden hinteren Stangen des Baldachins halten. „Vorne sind die beiden kleineren Träger“, sagt er und schmunzelt. Es muss von der Größe richtig verteilt sein, sonst hängt der Himmel schief. Ganz wichtig: Gleichschritt muss sein. Außerdem muss man aufpassen, wenn es unter Bäumen durchgeht – sonst bleibt der Himmel im Geäst hängen. Gasteiger orientiert sich an den Fahnenträgern, die vorweg marschieren. „Die Fahnen sind höher. Wenn‘s kritisch wird, geht man mit dem Himmel auf die Seite.“ Wind und Wetter können aber einen Strich durch die Rechnung machen. Wenn es regnet, fällt die Prozession aus – der Pfarrer zieht mit dem Allerheiligsten in der Kirche zu den Seitenaltären. Für den Himmel ist in der Kirche kein Platz.

Himmelsträger ist kein Job, um den sich die Leute reißen, sagt Gasteiger. Als er gefragt wurde, hat er sich nicht gedrückt. Der Baldachin spielt eine große Rolle bei der Prozession. Er wird über dem Priester gehalten: Dekan Michael Mannhardt trägt die goldene Monstranz mit der geweihten Hostie durch die Gemeinde, von Altar zu Altar mit Gebeten, Andachten und Gesängen. Das Zierdach symbolisiert den Himmel und die Präsenz Gottes.

Der Himmel ist kein Leichtgewicht. 60, 80 Kilo, schätzt Gasteiger. Am Abend wird der Haushamer seine tragende Rolle in den Armen merken. „Wenn es brütend heiß ist, dann ist es schon anstrengend“, sagt er. Aber an jeder Station gibt es eine kleine Verschnaufpause, dann wird der Himmel abgestellt, während der Pfarrer am Altar betet. Zur dritten Station führt der Prozessionsweg an der Schlierach entlang. Hier trifft religiöse Tradition auf eine beliebte Freizeit-Straße. „Da muss man sich schon manchmal ärgern, wenn bei der Andacht die Radler dann mit Gewalt da durchmüssen“, ärgert sich Gasteiger. Statt einen Moment abzusteigen oder unauffällig vorbeizuschieben, fahren sie mit Vollgas durch, berichtet er. „Das ist schade, da geht der Respekt vor der Veranstaltung und den Teilnehmern verloren.“

Tradition spielt eine wichtige Rolle bei den Gasteigers. Ihr Hof liegt am Ortsrand. 24 Milchkühe und Nachzucht hält er auf gut 20 Hektar Grund. Seine Familie ist das Wichtigste für ihn, mit 51 Jahren ist Gasteiger, der mit halber Stelle Beamter am Landwirtschaftsamt Holzkirchen ist, bereits Großvater.

In der Pfarrgemeinde ist der Haushamer von Kindesbeinen an aktiv. Erst als Ministrant, dann in der katholischen Jungen Gemeinde, zeitweise auch in der Kirchenverwaltung. Für ihn gehört es einfach dazu: „Die Prozession ist Ausdruck der Gemeinschaft. Im gemeinschaftlichen Leben sehe ich den Sinn der Kirche.“ Auch wenn auf dem Land die Verbundenheit der Menschen zur Kirche noch stärker ist: Selbst in Hausham nimmt die Zahl der Teilnehmer an der Fronleichnamsprozession ab. „An den Brückentagen sind viele verreist und lieber am Gardasee als in der Kirche.“ Die Gasteigers aber gehören an Fronleichnam nach Hausham. Sonst hinge ja auch der Himmel schief.CLAUDIA MÖLLERS

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