München – Vor dem Amtsgerichts-Prozess am Mittwoch tönte Hanf-König Wenzel Cerveny noch: „Ich möchte einen bedingungslosen Freispruch. Dafür prozessieren wir bis auf EU-Ebene.“ Der 64-jährige Betreiber von Hanf-Läden war angeklagt wegen unerlaubten Handels mit Cannabisprodukten sowie Einfuhr von Cannabis. Laut Cerveny handelte es sich aber bei den Waren, die 2018 und 2019 in seinen Läden beschlagnahmt worden waren, um Industrie-Cannabis (CBD). Dessen THC-Gehalt, also Rauschwirkstoff, liegt unter 0,2 Prozent, was unter bestimmten Bedingungen legal ist.
Zur Verhandlung mit Beweisaufnahme kam es nicht, denn Cerveny verteidigte sich fast eine Stunde lang selbst. Man habe ihm schon vor sechs Jahren einen Laster mit Hanfprodukten sowie 15 000 Euro Bargeld beschlagnahmt, obwohl vier andere Gerichte ähnliche Verfahren eingestellt hätten. Zudem habe er seine Produkte testen lassen und alles, was über 0,2 Prozent THC-Gehalt hatte, zurückgeschickt: „Ich bin der Meinung, dass das, was ich mache, zu 100 Prozent legal ist“, so Cerveny.
Schließlich akzeptierten der CBD-König und seine Anwälte zähneknirschend eine Verständigung, die der Staatsanwalt vorschlug: Das Verfahren wird eingestellt, der Laster und die 15 000 Euro zurückgegeben, das Gericht verzichtet auf Wertersatz über geschätzte CBD-Verkaufsgewinne von rund 680 000 Euro. Dafür behält der Staat die beschlagnahmten (und inzwischen verdorbenen) CBD-Produkte, und Cerveny verzichtet auf Schadenersatzforderungen. „Das ist fast ein Freispruch, auch wenn wir nun leider keine Klarstellung über die Legalität meiner Tätigkeit haben“, sagte Cerveny nach dem Beschluss. „Wir werden das eben im kommenden Prozess erstreiten.“ Dieser Prozess soll 2026 anstehen. Dann geht es um 1400 beschlagnahmte Cannabis-Pflanzen, die der Staatsanwalt als erwachsen betrachtet (illegal), Cerveny aber als Setzlinge (legal). Ein Prozess, auf den wohl auch andere Anbieter blicken werden.ISABEL WINKLBAUER