Vinzenz auf großer Deutschlandreise

von Redaktion

Bayerischer Bartgeier in Oldenburg gefangen

Extremabenteurer: Bartgeier Vinzenz erschöpft in Bad Zwischenahn. © Matthias Feldhoff/lbv

Berchtesgaden/Oldenburg – Nach seiner langen Reise durch ganz Deutschland ist ein abgemagerter Bartgeier aus Bayern in Niedersachsen eingefangen worden. Der Vogel namens Vinzenz hatte einen mehr als 1600 Kilometer langen Flug hinter sich, wie der Umweltverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) berichtete.

Vinzenz war erst im vergangenen Jahr im Zug eines Wiederansiedlungsprojekts im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert worden. Anstatt wie seine Artgenossen Ausflüge im Alpenraum zu unternehmen, zog es Vinzenz in die weite Welt: Er flog vergangene Woche zuerst Richtung Oberpfalz, überquerte dann weite Teile Westdeutschlands und reiste weiter bis in die Niederlande.

Dort sei er ein kleiner Star gewesen, hieß es. Etliche Vogelkundler beobachteten ihn bei seiner Reise, er habe es sogar in die Nachrichten geschafft, berichtete der LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider.

Der mit einem GPS-Tracker ausgestattete Bartgeier landete dann an einer Landstraße bei Oldenburg. Dort sei er von zwei Greifvogelspezialisten eingefangen worden. Er wurde anschließend untersucht. Neben seinem „deutlichen Gewichtsverlust“ – er verlor rund zehn Prozent seines Körpergewichts – war er unversehrt. Vinzenz werde nun aufgepäppelt und dann wieder zurück in die bayerischen Alpen gebracht.

„Dass die jungen Greifvögel solche langen Ausflüge in den Norden unternehmen, ist selten“, erklärte der Projektleiter Ulrich Brendel vom Nationalpark Berchtesgaden. „Für gewöhnlich sind sie eher in den Alpenregionen unterwegs.“

„Ein Suchflug nach potenziellen Lebensräumen, wie ihn Vinzenz jetzt hinter sich habe, ist immer riskant“, sagte Brendel. So seien vor allem an den Küsten Windkraftanlagen eine Gefahr. In einem ähnlichen Fall wurde in den Niederlanden vor wenigen Jahren ein junger Bartgeier tödlich verletzt. Ein anderer wurde von einem Zug erfasst. Ein weiteres Risiko sei, dass die Tiere Reste von Jagdwild fressen, die Splitter aus Bleimunition enthalten. „Das kann für sie tödlich enden.“

Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) war in Bayern bereits ausgestorben. Man hielt ihn fälschlicherweise lange für eine Gefahr für Nutztiere. Seit den 1980er-Jahren gibt es ein internationales Projekt zur Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen. Bayern beteiligt sich seit 2021 aktiv daran, so wurden im Nationalpark Berchtesgaden insgesamt zehn Tiere ausgewildert, eines von ihnen starb durch Steinschlag. Bartgeier gehören mit einer Flügelspannweite von 2,90 Meter zu den größten flugfähigen Vögel weltweit.DPA

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