KOLUMNE

Mittsommer

von Redaktion

Trevlig Midsommar! Was sonst sollte man an diesem Wochenende einander zurufen? Zumindest, wenn man Freude daran hat, den Mittsommertag fröhlich wie die Schweden zu feiern. Oder wie all die anderen skandinavischen und baltischen Völker, die beschwingt die Sommersonnenwende begehen. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, dem Festtag angemessen essen und trinken wollen, dann gilt es noch fix einiges vorzubereiten.

An Mittsommer essen die Schweden, bleiben wir mal bei denen, denn die haben immerhin „unsere Silvia“ als Königin, neue Kartoffeln mit Hering, gebeizten Lachs, Sauerrahm und Schnittlauch, Knäckebrot und Käse. Zum Nachtisch gibt es Erdbeeren mit Schlagsahne. Getrunken wird „Öl“, so heißt Bier, und „Snaps“, was selbsterklärend ist. Beides beflügelt das Singen – sollte allerdings im Blick auf den eigenen Konsum sorgfältig überdacht werden.

Wir in Deutschland feiern wie die Dänen, Norweger und Finnen in der Mitte des Jahres auch den Johannistag, was die Letten, Litauer und Spanier genauso machen. Beides geht gut zusammen: Die Sonnenwende zu bedenken und sich an Johannes den Täufer erinnern – den wilden Gesellen im Kamelhaarmantel, der in der Wüste lebte, Heuschrecken und wilden Honig aß, jedem die Leviten las und ein soziales Miteinander propagierte. Ein recht leidenschaftlicher Zeitgenosse.

Die Sommersonnenwende heißt mancherorts „Spargelsilvester“, weil es aus ist mit der Saison für dieses Gemüse. Dafür werden Johannisbeeren reif, und das wohltuende, stimmungsaufhellende Johanniskraut blüht. Der Johannistag wird manchmal auch „kleines Weihnachten“ genannt, weil Johannes, der Jesus später auf dessen eigenen Wunsch hin getauft hat, laut Bibel ein halbes Jahr vor ihm geboren ist also in der zweiten Hälfte des Juni.

Auf der Nacht vor dem Johannistag liegt ein besonderer Zauber, heißt es. Das Johannisfeuer, das entzündet wird, soll für die Liebe von hoher Bedeutung sein. Liebespaare springen mit Blumen und Kräutern umgürtet über die Flammen. Klugerweise pflegt solches Brauchtum nur, wer über Kondition und Sprungkraft verfügt. Wer ins Johannisfeuer hineinschaut, bekommt gute Augen, heißt es.

Ein schöner Gedanke: Besser sehen, was andere brauchen. Die Vision von einer menschenwürdigen Gesellschaft hochhalten, in der jeder die Unterstützung erhält, die er oder sie benötigt. Das erste Halbjahr ist um. Ab jetzt werden die Tage kürzer und die Nächte länger. Mit dem Schwung der johanneischen Sommersonnenwende lässt sich das Engagement für ein neues und friedliches Miteinander europa-, ja weltweit befeuern. Her mit Heringen und Erdbeeren!

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