Auf der Suche: Ein Polizeibeamter lockt den Waller.
Starr vor Scheck: Badegast Julie Westhouse.
Gefahr gebannt: Dieses Bild vom toten Waller veröffentlichte die Polizei Mittelfranken in den Sozialen Medien. © Polizei
Weißenburg – Der Strand in Allmannsdorf am Großen Brombachsee im bayerischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen war am späten Freitagnachmittag bestens besucht. Nicht nur die hohen Temperaturen, auch das Burning-Beach-Musikfestival hatte Tausende Besucher an den See gelockt. Wer dort allerdings auf Abkühlung hoffte, musste sich gedulden. Weil ein Waller an der Schwimminsel im See mehrere Badegäste attackierte, wurde der Strand für rund drei Stunden gesperrt.
Gegen 15 Uhr fügt der Fisch dem ersten Schwimmer Verletzungen zu. Um 17 Uhr ruft die Wasserwacht die Polizei. Mittlerweile waren fünf Schwimmer von dem Waller gebissen worden. Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes versorgen die blutigen Fleischwunden.
Bei den Badegästen kommt Unruhe auf. Julie Westhouse ist zur Plattform geschwommen und bemerkt dort einen Mann, dem an einem Bein das Blut herunterläuft. „Alle haben ins Wasser gestarrt und dann habe auch ich den riesigen Wels gesehen.“ Ihr Badeausflug findet ein abruptes Ende. „Ich wollte auf keinen Fall zurück ins Wasser“, sagt Westhouse. Die Wasserwacht bringt sie und andere Badegäste schließlich per SUP zurück ans Ufer.
Derweil sichern Einsatzkräfte der Wasserschutzpolizei den Bereich um die Schwimminsel und sperren den Strand. Gemeinsam mit der Wasserwacht und dem Anglerverein entscheiden die Beamten nun, den Fisch zu töten. „Es ist tragisch für den Fisch“, sagte ein Sprecher der Polizei Mittelfranken. „Aber durch sein Verhalten hat er erhebliches Sicherheitsrisiko für die Badegäste und die Besucher des Festivals dargestellt.“ Man müsse sich vor Augen führen, was alles hätte passieren können, so der Sprecher weiter. „Da gehen alkoholisierte Festival-Besucher abends eine Runde schwimmen, werden vom Fisch gebissen, geraten in Panik und ertrinken womöglich.“ Den gesamten Strand für mehrere Tage zu sperren sei angesichts des hohen Besucherdrucks an dem Wochenende als Möglichkeit nicht in Betracht gekommen.
Deshalb die Entscheidung, den Waller zu töten. Als der Fisch an der Schwimminsel auftaucht, zückt ein Polizist seine Dienstwaffe und schießt. Er tötet den Wels nicht, sondern verletzt ihn nur. Es sind dann zwei Angler, die dem Fisch sein Ende bereiten und den 90 Kilo schweren und zwei Meter langen Waller schließlich aus dem Wasser hieven. „Das war Schwerstarbeit“, so der Polizeisprecher. Erst gegen 20 Uhr wird der Strand wieder freigegeben.
André Macher, Öffentlichkeitsbeauftragter beim Fischereiverband Mittelfranken, ist über das Prozedere nicht glücklich. „Der Wels hat einfach nur sein Gelege verteidigt“, sagt er. Die Uferregionen, in denen diese Fische normalerweise laichen, liegen angesichts des wenigen Regens trocken. „Deshalb suchen sich die Fische Alternativen, so wie eben diese Schwimmplattform“, erklärt Macher. Es hätte seiner Meinung genügt, die Schwimmplattform für zehn bis 20 Tage zu sperren, denn so lange dauert die Brutpflege beim Wels. „Oder wenn man den Fisch entnehmen will, hätte man ihn auch einfach herausangeln können.“ Da wäre zwar zeitaufwendiger, aber machbar gewesen.
Nun aber ist der „Waller-Wahnsinn“ am Brombachsee vorbei. „Wir werden nur vereinzelt darauf angesprochen“, sagt Erwin Gabler, Chef der Seenland-Boote in Pleinfeld. Einige Badegäste lassen es dennoch etwas vorsichtiger angehen. Sie stehen trotz Hitze nur kurz und nur bis zu den Knien im Wasser. B. OSSBERGER