Maria Angermaier aus Schwabsoien. © Dietmar Friebel
Als Kunsttherapeutin weiß Maria Angermaier um die heilende Kraft des Malens. Privat hat die Schwabsoienerin sich auf eine ganz besondere Disziplin spezialisiert: Sie bemalt Schützenscheiben fürs Gauschießen in ihrer Heimatgemeinde. Ob mit Comic-Helden, Kirchen oder Königsschlössern – jedes ihrer Werke ist ein echtes Unikat.
Die Malerei ist Maria Angermaiers große Leidenschaft. Fürs jüngste Gauschießen in Schwabsoien (Landkreis Weilheim-Schongau) hat sie fünf Scheiben gestaltet. „Viel Lob habe ich für das Exemplar mit der Wieskirche erfahren“, sagt sie. Den Himmel über dem Bauwerk hat sie mit eigenen Inspirationen belebt: „Das Bildnis der Wieskirche allein wäre mir zu langweilig gewesen.“ Auch das Schloss Neuschwanstein mit Bergen im Hintergrund oder eine selbst erdachte Jugend-Königsscheibe mit Comic-Helden nach eigener Kreation fanden viel Aufmerksamkeit bei der Preisverteilung des Gauschießens.
Es sind nicht nur Schützenscheiben, die Maria Angermaier in durchschnittlich 80 Stunden pro Scheibe in ihrem kleinen Atelier im Dachgeschoss bemalt. Auch komplette Bilder werden dort von ihr künstlerisch gefertigt. Für den Geburtstag von Schongaus ehemaligen Stadtkapellmeister Markus Graf malte sie beispielsweise im Auftrag den Dirigenten mit Ballenhaus und Stadtpfarrkirche im Hintergrund. „Ich male aber auch gerne moderne Bilder und habe Bilder, an denen ich selbst sehr hänge“, sagt sie. Über einen Verkaufspreis will Maria Angermaier nicht sprechen. Letztlich ist Malerei für die 44-Jährige auch viel Kopfarbeit: „Es kann sein, dass ich vor Beginn meiner Arbeit lange Zeit dasitze und studiere, wie ich anfange.“ Um dann doch auf ein Werk zu kommen, das auch beim Kunden oder Betrachter ankommt. „Wichtig ist, dass ich mich ganz auf das Bild konzentriere, detailliert arbeite und wach bin.“
Zur Malerei kam Maria Angermaier durch ihre Mutter Erna. Schon der Großvater hatte gemalt. Die Mutter bescheinigte der Tochter, den besseren Pinselstrich zu haben. „Schon als Teenager habe ich gerne gezeichnet, das hat damals schon gut funktioniert“, erzählt sie. „Das ist wie Fahrradfahren, das verlernt man auch nicht.“ Als sie 2010 nach der Scheidung von ihrem Mann wieder in ihre Schwabsoiener Heimat zurückkehrte, war die Mutter gerade mit der Bemalung einer Schützenscheibe beschäftigt. „Das könnte ich auch mal probieren“, sagte sich die 44-Jährige damals und legte los. „Das hat auf Anhieb mit einem Bildnis vom Königssee mit St. Bartholomä im Hintergrund funktioniert.“ Sie steckt viel Herzblut in ihre Malerei. „Ich nehme nur Aufträge entgegen, bei denen ich weiß, dass die Leute das mögen.“ DIETMAR FRIEBEL