Herrmann gegen Führerschein-Entzug für Gaffer

von Redaktion

Schaulustige behindern immer wieder Rettungskräfte – Feuerwehr-Chef fordert härtere Strafe

München/Berlin – Sie fotografieren lieber, als Retter ihre Arbeit tun zu lassen. Immer wieder behindern Schaulustige Feuerwehrleute und Sanitäter im Einsatz. Etwa, wenn Schwerverletzte aus Autowracks befreit werden. „Gaffer bleiben ein Dauerärgernis. Da muss sich etwas ändern“, sagte Karl-Heinz Banse, Chef des Bundesfeuerwehrverbands, kürzlich. „Sie sollten so bestraft werden wie Autofahrer, die während der Fahrt Handys nutzen – bis zur zeitnahen Abnahme des Führerscheins.“

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Gesetzesreformen, die das Fotografieren oder Filmen von Toten unter Strafe gestellt haben. Aktuell werden fürs Gaffen bis zu 1000 Euro fällig. „Vielleicht würde ein einmonatiger Führerscheinentzug bei manchen Tätern ja wirklich mehr als eine Geldstrafe ausrichten“, erklärt auch Johann Eitzenberger, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbands Bayern.

Mit 18 Jahren ist Eitzenberger in seiner Heimat der Feuerwehr Partenkirchen beigetreten – und hat in 41 Jahren als aktiver Feuerwehrler zunehmend mehr Fälle erlebt. „Die Masse der Menschen behindert uns nicht, es sind Einzelne“, sagt der 59-Jährige. Das Problem sei, dass heute jeder eine Kamera in der Tasche hat. Die Gafferei habe mit Ausbreiten der Smartphones und Sozialen Medien massiv zugenommen.

„Seit bald fünf Jahren gehören mobile Sichtschutzwände bei den meisten Feuerwehren zur Standardausstattung“, sagt er. „Die Feuerwehren im Kreis Eichstätt hatten sie aufgrund der vielbefahrenen A9 mit als erste angeschafft.“ Zwei Kammeraden brauche es, um die Wände zu installieren. Weitere müssten sich oft darum kümmern, Gaffer fernzuhalten. Blöde Sprüche, vielleicht sogar Drohungen halten die Einsatzkräfte zum Beispiel auch bei Straßensperren einfach aus, aber auch zu tätlichen Angriffen ist es schon gekommen.

In Berlin erfährt Karl-Heinz Banses Vorstoß Zustimmung. „Gaffer gefährden Leben, das ist kein Kavaliersdelikt. Wenn die bisherigen Strafen nicht ausreichend abschrecken, gehört der Führerscheinentzug als spürbare Konsequenz auf den Tisch“, sagt die rechtspolitische Sprecherin der Unionsfraktion Susanne Hierl. Auch Johannes Fechner, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion, sagt: „Wer Rettungskräfte behindert oder Unfallopfer filmt, begeht eine Straftat. Dafür können auch Fahrverbote ausgesprochen, in engen Grenzen auch die Fahrerlaubnis entzogen werden.“

Bayerns Innenminister Joachim Herrnann (CSU) hält den Führerscheineinzug für Gaffer nicht für den richtigen Weg: „Strafen müssen zwar konsequent sein, aber vor allem brauchen wir Aufklärung und ein Bewusstsein dafür, wie gefährlich und schädlich dieses Verhalten auch für die Verkehrssicherheit ist.“ SCO/DPA/AFP

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