Dieses schlichte Schild auf dem Waldfriedhof bei Eggenfelden erinnert an Fesl. © Geier
Unzertrennlich bis zum Schluss: Fredl Fesl mit seiner Ehefrau Monika. © Privat
Fredl auf seinem Bauernhof bei Pleiskirchen im Landkreis Altötting: Das Anwesen wird nun wohl verkauft. © Oliver Bodmer
Pleiskirchen – Ein knorriger Baumstamm. Jemand hat zwei Rosen auf dem feuchten Waldboden abgelegt. Nur Vogelgezwitscher ist zu hören. Sonst – Stille. Ja, das hätte Fredl Fesl gefallen. Nichts Pompöses und kein Krach. Nur ein kleines Namensschild auf der Rinde verrät, dass hier – auf dem Waldfriedhof am Ortsrand von Eggenfelden in Niederbayern – die letzte Ruhestätte des großen Humoristen ist. Ein Jahr ist es nun her, dass Fredl Fesl die Augen für immer schloss. „Es tut noch immer weh“, sagt seine Ehefrau Monika. „Die Erinnerungen, die schönen Momente – es ist alles noch da.“
Keine Frage – Fredl Fesl ist unvergesslich. Er war und ist weiterhin bayerisches Kulturgut. Der Barde mit den gutmütigen Augen, dem frechen Grinsen, der Erfinder des „Anlassjodlers“ oder des „Taxilieds“. Er wird vermisst. Natürlich sind die Wunden nach dem Verlust bei seiner Frau, seinen Töchtern, den Verwandten besonders tief. „Man denkt halt oft darüber nach, dass wir vor gut einem Jahr noch fröhlich zusammen gesessen sind“, sagt Monika Fesl. Und dann war plötzlich alles vorbei: Am 25. Juni des vergangenes Jahres verlor Fredl seinen langen Kampf gegen die Parkinson-Erkrankung. Am Morgen hatte er plötzlich geklagt, dass er sich nicht wohl fühle. Er setzte sich auf die Couch, atmete tief ein – und sein Herz hörte einfach auf zu schlagen. Mit 76 Jahren.
Genau das brach vielen das Herz. „Ich war plötzlich alleine“, sagt seine Ehefrau Monika. Der riesige Bauernhof nahe Pleiskirchen (Landkreis Altötting) – es wurde unerträglich still in dem Anwesen. Wie sollte es also weitergehen? Eine Frau dort ganz alleine – mit all den Erinnerungen? Beängstigend. „Das ging irgendwann nicht mehr“, sagt sie. Also entschied sich Monika Fesl nach Mühldorf zu ziehen. Der Hof steht mittlerweile leer. Was mit ihm passieren soll? Darüber denkt die gesamte Familie derzeit noch nach.
Immerhin lebt Fredl mit seiner Kunst weiter. Nicht nur wegen der vielen urkomischen Aufnahmen und wegen der Filme von seinen Auftritten. Denn all die genialen Absurditäten auf seinem Hof – wie beispielsweise sein Schock-Krokodil, die Regen-Animations-Maschine oder seine erste Schunkelhilfe – sind gesichert. Das Museum Mühldorf hat nämlich nachgefragt, ob es die legendären Erfindungen haben darf: Für ein Fredl-Fesl-Archiv und dann für Ausstellungen. „Diese Idee fand ich einfach großartig“, sagt seine Frau. „Natürlich durften all die Dinge dann abgeholt werden.“ Fans werden sie somit irgendwann in näherer Zukunft wieder bewundern können. Auch das hätte dem Fredl gefallen.
Wer das Grab des großen Humoristen besuchen will, muss findig sein. Fredls letzte Ruhestätte liegt unterhalb des Baums 112 – nur wenige Meter vom Eingang des herrlichen Lichtwaldes entfernt. Dort ist seine Urne vergraben. Kränze oder Blumenschalen dürfen an den Gräbern nicht abgelegt werden, nur eine Blüte oder Blätter. Damit alles ganz natürlich bleibt. Aber hier stehen jede Menge Bäume und Büsche. Man muss ein bisserl suchen. „Da siehst den Baum vor lauter Wald nicht“, hätte Fredl wahrscheinlich gescherzt.
Wer übrigens an der Ruhestätte ein paar Meter weitergeht, kommt zu einer Holzbrücke – unter der sich ein Flüsschen durch den Wald schlängelt. Glitzerndes Wasser, das Rauschen der Wipfel. Ein Traum! Hier hätte Fredl, der passionierte Fischer, sicher seine Angel ausgeworfen. Aber vielleicht tut er das ja jeden Abend bei Sonnenuntergang. Und wir sehen ihn nur nicht… ARMIN GEIER