Der Künstler: Bernhard Rieger hat das neue Zugspitz-Kreuz gestaltet. © Gert Krautbauer
Anstehen am Gipfel: Gerade im Sommer ist der Andrang am Kreuz der Zugspitze groß. Regelmäßig kommt es zu gefährlichen Situationen. Deshalb soll Deutschlands höchster Berg nun ein zweites Kreuz bekommen. © Matthias Balk
Garmisch-Partenkirchen – Von der Gipfelstation der Zugspitze sind es nur noch wenige Meter zum höchsten Punkt des höchsten Berges Deutschlands. Aber der Aufstieg über den 80 Meter langen Klettersteig hat es in sich, oft liegen auch bei warmen Temperaturen im Tal oben noch Schnee und Eis. Die kurze Passage wird von vielen Wanderern unterschätzt. Erst vergangenen Sommer kursierten in den Sozialen Medien Bilder und Videos, die Menschen mit Birkenstock-Sandalen oder Turnschuhen auf dem Klettersteig zeigen. Laura Schaper und ihre Kollegen von der Bayerischen Zugspitzbahn beobachten solche Szenen immer wieder. Und im Sommer beobachten sie vor allem den Andrang rund ums Gipfelkreuz mit großer Sorge. „Das ist hochalpines Gelände, gerade wenn der Andrang sehr groß ist, führt das regelmäßig zu riskanten Situationen“, sagt sie.
So entstand die Idee, ein zweites, leicht zugängliches Gipfelkreuz aufzustellen. Es wird auf rund 2950 Metern Höhe stehen – im Inneren der Gipfelstation, vor einem Himmel-Foto. Das zweite Kreuz sieht aus wie das Gipfelkreuz, ist mit etwa drei Metern aber ein wenig kleiner als das 4,88 Meter hohe Original. Der Künstler Bernhard Rieger hat es für die Zugspitze angefertigt, er arbeitet seit vielen Jahren eng mit der Zugspitzbahn zusammen, berichtet Schaper. Das neue Kreuz befindet sich bereits auf dem Gipfel und wird ab kommenden Donnerstag für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Besucher können sich davor fotografieren. „Wir hoffen, dass es gerade für ältere Menschen und Familien mit kleinen Kindern eine Alternative ist“, sagt Schaper. Rund um das Kreuz soll es eine Ausstellung geben, in der die Besucher erfahren, wie es 1851 erstmals auf die Zugspitze befördert wurde oder wie viele Blitzeinschläge und Schneestürme es schon aushalten musste. Schließlich ist das Zugspitz-Kreuz eines der berühmtesten Symbole Bayerns. „Es hat einen großen emotionalen Wert“, sagt Schaper.
Schaper und ihre Kollegen wissen, dass trotzdem viele Menschen den Aufstieg zum wahren Gipfel antreten werden. Aber sie hoffen, dass der Andrang durch die Alternative etwas entzerrt wird. „Der Platz oben ist sehr beengt und felsig“, sagt sie. Viele Gäste wollen einen Sticker auf das Kreuz kleben, freie Stellen gibt es aber im unteren Bereich kaum noch. Auch das führe hin und wieder zu risikoreichen Situationen. Schließlich kommen jedes Jahr 600 000 Gäste auf den Gipfel. Auf dem Zugspitzblatt und in der Gipfelstation verteile sich das zwar, betont Schaper. Rund ums Gipfelkreuz aber nicht. „Es ist fast erstaunlich, wie wenig bisher passiert ist“, sagt sie.
Immer wieder kam es aber vor, dass Besucher auf ihr Gipfelfoto unter keinen Umständen verzichten wollten und die Gefahren oben auf dem Berg völlig falsch eingeschätzt haben. Vergangenen Sommer hatte ein 18-Jähriger aus Nordrhein-Westfalen unbedingt ein Foto vor dem Kreuz machen wollen, obwohl bereits ein heftiges Gewitter aufzog. Er wurde dabei vom Blitz getroffen, die Bergwacht konnte nichts mehr für ihn tun.