Redner beim Richtfest: Kardinal Reinhard Marx unter der Richtkrone.
Blick in den Steinernen Saal der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz. © Lehmann (2)
Das Domberg-Ensemble ist bald wieder komplett: In der Mitte der Gästehaus-Rohbau. © Dirk Daniel Mann
Freising – Es geht voran auf dem Freisinger Domberg. Am Donnerstag wurde das Richtfest für das neue Gästehaus des Seminar- und Tagungszentrums der Erzdiözese München und Freising gefeiert. Kardinal Reinhard Marx ist trotz Rohbau-Status schon klar: „Ich will hier einen Wohnsitz haben.“
Nicht nur der neue Anbau, der künftig Platz für bis zu 115 Übernachtungsgäste in 46 Zimmern bieten wird, sondern auch die Sanierung der fürstbischöflichen Residenz selbst lieferte gestern den Anlass für die Feierlichkeiten. Das „Haus am Domberg“, dessen Grundstein im Juni 2024 gelegt wurde, ersetzt den ehemaligen, 2022 abgerissenen Anbau an die Residenz aus den 1960er-Jahren. Die Fertigstellung ist für Ende 2027 vorgesehen. Gesamtkosten: rund 140 Millionen Euro.
„Ein Ort mit langer Geschichte und großer Zukunft“, betonte der Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, Christoph Klingan, beim Richtfest. Hier wolle man „neue Perspektiven öffnen“, den Dialog von Kirche und Gesellschaft fördern. Und da es bald wieder möglich sei, dort zu nächtigen, könnten die Menschen „nicht nur ein paar Stunden, sondern auch ein paar Tage bleiben“. An diesem „für unsere Erzdiözese so bedeutsamen Ort“, so Klingan, wolle man „Formaten des Austauschs, der Diskussion, der Kultur Rahmen und Herberge bieten“.
„Sie sehen hier einen glücklichen Erzbischof“, sagte Kardinal Reinhard Marx – um sogleich zu relativieren. Denn seine ersten Begegnungen mit Freising und dem Domberg seien nicht die positivsten gewesen: „Was sind das für Fenster, wo immer die kalte Luft durchkommt?“, habe er sich bei den Tagungen gefragt. Und: „Wann sind denn die zum letzten Mal gestrichen worden?“ Dabei sei der Domberg „ein Ort von europäischem Rang“. Und seitens die Kirche arbeite man daran, „dass das hier vielleicht mal Weltkulturerbe wird“. Für die historischen oder neuen Gebäude gelte es nun, Menschen zu finden, „die brennen“.
Rund um das Richtfest war es auch möglich, nicht nur den Rohbau unter die Lupe zu nehmen, sondern sich auch ein Bild vom Stand der Sanierungsarbeiten in der sich an das „Haus am Domberg“ anschließenden historischen Residenz zu machen. Projektleiter Benedikt Buckler verglich die Residenz mit einem Bild, „das im Laufe der Jahrhunderte immer wieder übermalt wurde“ und hob „die nachhaltige Bauweise“, von den Holzhybridecken über die Verwendung regionaler Rohstoffe bis zu den Außenwänden aus Ziegelmauerwerk, hervor. Christoph Kürzeder, ebenfalls Projektleiter, verwies auf die künftig sichtbare „markante Landmarke“, die dadurch entstehe, dass die Stadtkrone durch das Bauvorhaben „neue Glieder“ bekomme. Ein Höhepunkt der Führung war der Gang in den im Zuge der Säkularisation zurückgebauten barocken Steinernen Saal im Südtrakt der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz, der gerade als Veranstaltungsort für bis zu 220 Personen wiederhergestellt wird.
Dass der Name des wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Kirche umstrittenen Kardinals Döpfner in dem gesamten Projekt gar nicht mehr auftaucht, begründet das Erzbistum übrigens damit, dass man „für das neue Gebäude auch einen neuen Namen“ etablieren wolle. Laut Sprecher Christoph Kappes soll der im Unterschied zum Vorgänger, dem Kardinal-Döpfner-Haus, „neutraler“ klingen.BASTIAN AMANN