Bayerns grünste Daumen

von Redaktion

Am Sonntag öffnen Hobbygärtner ihre Paradiese für interessierte Besucher

Auf Bambus setzt Hans Schilling in seiner grünen Oase.

Ihr Blumen- und Gemüsegarten ist der große Stolz von Wendelin und Berta Jehle aus Allach. © Michaela Stache

Auf ihre Rutsche sind sie stolz: Alfred und Heidemarie Nebel haben sie für die Enkel angelegt. Doch in ihrem Garten in Aubing gibt‘s noch mehr zu sehen. © Astrid Schmidhuber (2)

München – Alfred Nebel beißt in ein Stück Johannisbeer-Himbeer-Kuchen, lächelt und sagt: „Hier lässt es sich aushalten!“ Der 77-Jährige sitzt unter einem schattigen Nussbaum in seinem Garten in Aubing, in dem er mit seiner Frau seit 47 Jahren Salat, Gurken, Beeren und vieles mehr anpflanzt. „Jetzt in der Rente haben wir dafür genügend Zeit“, sagt er. Mittlerweile machen die beiden immer mehr selbst: vom Holundersirup bis zur Marmelade. Für sein Hochbeet hat Alfred Nebel sogar eine Art höhenverstellbaren Deckel aus Plexiglas gebaut.

Vor zwei Jahren haben die beiden für ihren Gemüse- und Spielgarten die Auszeichnung Naturgarten vom Freistaat bekommen. Dafür mussten sie verschiedene Kriterien erfüllen. „Man darf zum Beispiel keinen Kunstdünger verwenden und muss etwas für die Bienen tun“, sagt die 83-Jährige. Für die Enkel und Nachbarskinder haben die Nebels ein Trampolin und eine Schaukel aufgestellt. „An die Rutsche habe ich eine Wasserleitung gelegt“, sagt Alfred Nebel. „Da geht‘s dann im Sommer rasant abwärts.“

Natürlich wollen die Nebels ihren Garten am Sonntag für Besucher öffnen – denn dann ist wieder Tag der offenen Gartentür. Besucher können sich dabei Anregungen und Tipps holen. Auch Tanja Sixt aus München freut sich auf Gäste in ihrem grünen Paradies. Die 51-Jährige ist Gartenpflegerin und -planerin. Als sie und ihr Mann vor 25 Jahren in ihr Haus zogen, sah es im Garten noch verheerend aus, erzählt sie. Das hat sie geändert. Auf dem 800 Quadratmeter großen Grundstück hat sie Blumen und Gemüse gepflanzt. Es gibt Hochbeete, Totholz, einen Komposter – und natürlich jede Menge Tiere, die sich dort wohlfühlen. Man brauche einfach Interesse und Geduld, sagt Sixt. Ihr Tipp: „Nicht immer gleich in ein Gartencenter rennen, sondern die Natur machen lassen.“

Wendelin und Berta Jehle haben in ihrem Garten in Allach immer etwas zu werkeln. Die beiden haben einen barrierefreien Obst- und Gemüsegarten angelegt. Der 75-Jährige hat Gärtner gelernt, außerdem war er im Klosterinternat Passau. Den dortigen Klostergarten hat er im Maßstab 1:10 zu Hause in Allach angelegt. Auf dem 1000 Quadratmeter großen Grundstück sind 600 Quadratmeter Gemüsegarten, außerdem gibt es ein Gewächshaus, 50 Obstgehölze, einen Rosenpavillon, Beerensträucher – alles extrem gepflegt. Aber gleichzeitig sehr natürlich, das ist den Jehles wichtig. Wenn das Wetter schön ist, arbeiten die beiden manchmal den ganzen Tag in ihrem Garten. „Bis die Mücken kommen“, sagt die 73-Jährige und lacht.

Sie benutzen kein Pflanzenschutzmittel und ausschließlich organischen Dünger. Die Pflanzen müssen gut ernährt sein, dann bleiben sie gesund. Sein Wissen will der 75-Jährige am Tag der offenen Gartentür an Gäste weitergeben. Nichts hat er sich ergoogelt, alles mühsam erlernt. Am Wichtigsten sei es, die Natur zu verstehen. Besonders stolz sind die Jehles auf ihren Maulbeerbaum und die drei Indianerbananenbäumchen. „Die Frucht sieht eher aus wie eine Aubergine, aber schmeckt wie eine Banane. Sagenhaft!“

Hans Schilling hat ein anderes Erfolgskonzept: Faulheit und Geduld, sagt der 82-Jährige und lacht. Sein Bambusgarten in Moosach braucht nicht viel Pflege. Das Anwesen mit 1500 Quadratmetern ist schon seit 1947 in Familienbesitz. Bambus gibt es dort aber erst seit 1994. Deshalb ist es hier auch im Winter grün. „Wir waren mehrfach in Nepal und fanden es unter dem Bambus so erholsam“, erzählt er. Selbst bei 30 Grad ist es angenehm kühl. Zwischen dem Bambus stehen viele steinerne Figuren hinduistischer Gottheiten. Inzwischen haben die Schillings etwa 40 Bambusarten in ihrem Garten. Er sagt: „Auf unserem Grundstück nimmt man ein unterschiedliches Mikroklima wahr.“ MATTHIAS BIEBER GABRIELE WINTER

Tag der offenen Gartentür

Hunderte Schaugärten, aber auch private Gärten öffnen am Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr ihre Gartentürchen für interessierte Besucher. Eine Übersicht gibt‘s unter www.tag-der-offenen-Gartentuer-oberbayern.de

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