Salomé Herbst aus Murnau. © Constanze Wilz
Salomé Herbst verarbeitet in ihrer Kunst Gewalterfahrungen. Malen war für die Murnauerin ein Teil der Aufarbeitung. Ihre Werke sollen auf Tabus aufmerksam machen, wünscht sie sich.
Die Bildsprache von Salomé Herbst ist anders. Sie sagt mehr, als Worte es jemals könnten. Die Künstlerin aus Murnau im Kreis Garmisch-Partenkirchen hat sich dem fantastischen Realismus verschrieben. In ihrer Kunst spiegeln sich alle Facetten des Lebens wider – schöne und unangenehme Seiten. „Ich male alles, was zum Menschsein dazugehört“, sagt sie. Dazu zählen unter anderem eigene Gewalterfahrungen. Herbst hat sich dafür intensiv mit sich selbst auseinandergesetzt und in der Kunst eine Ausdrucksform für damit verbundene Gefühle und Situationen gefunden. Ihre Symbolik ist universell verständlich und zeigt das teils Unaussprechliche. Denn oft können Gewaltopfer nicht mit Worten erklären, was ihnen widerfahren ist.
Um die komplexen inneren Konflikte der Betroffenen dreht sich Herbsts erste Wanderausstellung „Im Funkenflug der Schattenlichter“ mit dem zentralen Thema sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Zu sehen war die Schau 2019 unter anderem bei der Beratungsstelle Netz gegen sexuelle Gewalt Weilheim und Oberland sowie der Polizeiinspektion Weilheim. Dahinter steckt ihr Anliegen, aufzuklären und die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. „Es passiert täglich, mitten unter uns, in jeder Gesellschaftsschicht. Wir wollen es nur lieber nicht so genau wissen, weil uns das Thema immer überfordert“, sagt die Künstlerin.
Sie konnte ihrer Opferrolle durch eine Therapie verlasssen. Die Malerei war ein Teil des Verarbeitungsprozesses. Heute sieht sie sich in erster Linie als Künstlerin, nicht als Gewaltopfer. Ihr Fokus liegt auf den Beziehungen des Menschen zu seiner Umwelt. Dazu gehören auch Kontraste und (scheinbare) Widersprüchlichkeiten. „Licht und Schatten gehen unzertrennlich Hand in Hand. Wenn wir uns unsere Nachtseiten zugestehen, sind wir zu wahrer Empathie und Lebendigkeit fähig.“ CONSTANZE WILZ