Ein Eimer Wasser kann helfen: Appell am Straßenrand. © dpa
München – Wenn Christopher Busch bei sich im Landkreis Bamberg aus dem Fenster schaut, sieht er eine Kirsche im dramatischen Zustand. „Die wirft jetzt schon ihre Blätter ab“, sagt der Baumexperte des Bund Naturschutz. Vor allem Stadtbäume leiden unter der Hitze – der Blätter-Abwurf ist eine „Notreaktion“, erklärt Busch.
Er verhindert, dass der Baum über das Verdunsten zu viel Wasser verliert. Große Bäume verdunsten jede Nacht zwischen 200 und 400 Liter Wasser über die Blattfläche. Besonders in Städten leiden die grünen Riesen unter einem doppelten Stress: Das trockene Stadtklima und versiegelte Böden machen es den Wurzeln nahezu unmöglich, an Feuchtigkeit zu gelangen.
In Fürstenfeldbruck sind die Stadtgärtner schon seit Mai mit Wassertanks unterwegs. Mission: Bäume gießen. Regelmäßig gewässert werden aber nur bis zu drei Jahre alte Jungbäume, die älteren bekommen die Wasserdusche nur gelegentlich. Alle Bäume zu gießen sei kaum zu schaffen. Beim Bauhof in Bad Tölz sind die sechs Gärtner jeden Tag mit einem gießtauglichen Fahrzeug unterwegs. „Wir haben die Isar vor der Haustür“, sagt ein Mitarbeiter. „Dort tanken wir auf und fahren los.“ Gegossen werden die neu gepflanzten Bäume, Gärten, Parks und Grünanlagen in der Stadt. „Das machen wir immer so, egal ob es jetzt 30 oder 35 Grad hat.“ Auch an den Wochenenden ist der Gießtrupp unterwegs. Damit die jungen Bäume genug Flüssigkeit abbekommen, bringen die Gärtner spezielle Beutel an – die werden aufgefüllt und geben das Wasser nach und nach ab. So ist es auch in Freising, wo Jungbäume mit 75-Liter-Gießsäcken umsorgt werden. Dort sind im vergangenen Jahr Birken am Straßenrand abgestorben. „Wir denken, das lag an der Hitze“, sagt ein Mitarbeiter der Stadtgärtnerei.
Vor pauschaler Dramatisierung warnt Christopher Busch vom BN: Manche Baumarten, etwa die Silberlinde oder die Hopfenbuche, kommen mit der Hitze besser zurecht als beispielsweise der Spitzahorn oder die Rotbuche. Busch rät zum Wässern – aber wenn, dann richtig. Ein Liter bringe fast nichts. Zwei 10-Liter-Eimer Wasser für einen Stadtbaum am Straßenrand könnten aber schon helfen. CAZ/DW