Wo ein Mann stehen kann, ist Schifffahrt unmöglich. © NEWS5
Gedrängel am Wasserbrunnen: An heißen Tagen wie diesen haben Tier und Mensch Durscht. © imago
München – Grasende Kühe, ein plätschernder Bach – so schaut die Berg-Idylle im Film aus. Aber viele Almen in Bayern liegen nicht direkt am Wasser. „Alle Almbauern, die Oberflächenwasser in der Nähe haben, dürfen sich aktuell glücklich schätzen. Meist kommt es aber aus einer Quelle“, erklärt Susanne Krapfl vom Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern. Aktuell trifft die anhaltende Hitze am Berg auf ohnehin knappe Wasservorräte.
Denn im Winter lag zu wenig Schnee, dann kam das Frühjahr als eines der trockensten seit Beginn der Aufzeichnungen 1881. „Die anhaltende Trockenheit setzt besonders südseitig exponierten Almen zu“, sagt Krapfl. „Zum Glück haben unsere Almbauern noch nicht flächendeckend Probleme. Im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen aber beginnen die ersten jetzt, Wasser in Containern vom Tal auf die Alm zu fahren.“
Krapfl berät Almbauern zum Wasser-Management – und schmiedet die Hitze-Pläne, die der Klimawandel künftig dringend verlangt. Im Sommer werden die Trockenperioden auf Dauer länger werden, dazu kommen häufiger auftretende Starkregenereignisse. „Tatsächlich stehen uns bisher in den meisten Fällen aufs ganze Jahr gesehen noch immer die üblichen Regenmengen zur Verfügung. Wir müssen uns nur darauf einstellen, dass sie nicht mehr durch einzelne Schauer zustande kommen, sondern durch Starkregen.“
Almbauern in Bayern könnten vom Klimawandel profitieren – sofern sie mit ihrem Wasser clever haushalten. „Die wachsende Biomasse auf den Almen und Alpen nimmt zu und wir können öfter früher auf- und später abtreiben“, sagt die Almberaterin. „Landwirte könnten jetzt etwa Quellen neu fassen und ihre Wasserspeicherkapazitäten erweitern. Ein Speicherteich kann Niederschläge als Vorrat sammeln. Im Kreis Rosenheim ist so einer jetzt gebaut worden.“
Aus Skigebieten kennt man solche Teiche, hier geht‘s aber allein um die Versorgung des Viehs. Die einzelnen Tränken aber müssten gepflegt werden. Sind sie schlecht befestigt, trocknen sie schnell aus. Offene Tümpel könnten dagegen Krankheiten übertragen. „Damit kein Wasser verloren geht, empfehlen wir, großzügige Schwimmertränken einem stetig laufenden Brunnen vorzuziehen“, sagt die Almberaterin.
Nicht nur auf den Almen wird gewerkelt, um in Zukunft Wasser einzusparen, auch auf einigen Alpenvereins-Hütten. Auf der Neuen Prager Hütte am Großvenediger, die vergangenes Jahr zum dritten Mal in Folge vorzeitig wegen Wassermangels schließen musste, messen heuer erstmals Sensoren, wie lange der Wasservorrat bei einer bestimmten Zahl von Gästen reicht. Hat das Pilotprojekt Erfolg, kommt es vielleicht auch auf anderen Sorgenkind-Hütten wie dem Reichenhaller Haus am Hochstaufen oder dem Riemannhaus im Steinernen Meer zum Einsatz.
Aktuell wird die über 100 Jahre alte Hochlandhütte hoch über Mittenwald genau wie das Stöhrhaus am Untersberg fit für den Klimawandel gemacht. Dazu gehören vor allem wassersparende Technologien wie ein Trocken-Trenntoilettensystem. Eine herkömmliche Toilette verbraucht pro Spülung etwa sechs bis neun Liter Wasser. Eine Trockentoilette spart laut DAV bis zu 70 Prozent ein. Allein 2024 hat der DAV rund 200 Millionen Euro in Hütten und Wege investiert – ein Viertel davon war wegen der Klimawandel-Folgen nötig. Auch Duschen werden wieder immer öfter rückgebaut: Katzenwäsche hat am Berg eher Zukunft. CORNELIA SCHRAMM