Die Strömung bei der Korbinianbrücke in Freising ist stark. Hier hat Alexander Kirschweng zwei Buben gerettet. © Forster
Freising – Am Sonntag hat Alexander Kirschweng gleich zwei junge Leben gerettet. Als er auf einer Kiesbank an der Isar in Freising liegt, hört er Hilferufe – und sieht wenige Meter entfernt unterhalb der Korbinianbrücke einen Teenager, wohl zwischen 15 und 16 Jahre alt, gegen die Strömung kämpfen. Den Kopf kann der grad noch über Wasser halten, bis Kirschweng und ein weiterer Helfer ihn an Land ziehen. Doch damit nicht genug: Die beiden entdecken plötzlich einen weiteren Teenager unterhalb der Wasseroberfläche.
„Genau an der Stelle strudelt‘s so runter, da kommt man nicht so leicht dagegen an“, berichtet Kirschweng nun von dem Unfall. „Da geht es gleich so steil ins Wasser, das unterschätzt man komplett.“ Als der 57-Jährige und der andere Helfer am Sonntag versuchen, den zweiten Jugendlichen zu retten, können sie nicht stehen. Die Unterströmung zieht sie selbst ständig nach unten. Nach mehreren Versuchen gelingt die Rettung. Der Bub kommt am Ufer zu sich, ist ansprechbar und wird vom Rettungsdienst versorgt.
Kirschweng, der vergangenes Jahr Deutscher Judo-Vizemeister in seiner Altersklasse Ü55 und Mannschaftseuropameister mit der deutschen Ü50 geworden ist, bekommt die Szenen vom Sonntag nicht mehr aus dem Kopf – und appelliert inständig an alle Isar-Badende: „Leute, unterschätzt die Strömung nicht.“ Er selbst sei ein geübter Schwimmer, doch einer der in Not geratenen Teenies habe ihm erzählt, er könne eigentlich nur zwei, drei Meter schwimmen. Die Freisinger Korbinianbrücke ist eine beliebte Badestelle – aber die Strömung eben tückisch. „Ich kann problemlos 2000 Meter schwimmen. Aber vor solchen Stellen in der Isar habe ich Respekt. Da macht man keine Späßchen.“
In den vergangenen Wochen sind in Bayerns Seen und Flüssen viele Menschen gestorben – allein im Juni dürften es über 20 gewesen sein. Die Burschen in Freising hatten am Sonntag viel Glück. Genau wie ein 67-Jähriger, der am Wochenende in der Isar bei Moosburg mit seiner Gruppe beim Schlauchbootfahren gekentert ist. Als die Strömung ihn im Gestrüpp unter Wasser drückt, kann er sich zwar befreien. Doch die 50 000 Euro teure Prothese des Einbeinigen ist seitdem verschollen. Der Rentner sucht per Online-Kleinanzeige unter dem Titel „Bein verloren“ nach ihr. ARMIN FORSTER