Mitfahrbankerl für Gipfelstürmer

von Redaktion

Warten am DAV-Mitfahrbankerl: Wer wie die Autorin und „Bergfreundin“ Katharina Kestler auf der grünen Bank Platz nimmt, will von einem Autofahrer mitgenommen werden. © DAV

München – Am Parkplatz der Taubensteinbahn im Kreis Miesbach hat Franziska Loth schon viel erlebt. Der letzte Bus des Tages ist ihr mal vor der Nase weggefahren. Ein andermal war er so voll, dass sie und viele andere Wanderer sich nicht mal mehr dazuquetschen konnten. „Also habe ich Autofahrer gefragt, ob sie mich zum Schlierseer Bahnhof mitnehmen“, erzählt sie von den Abenteuer-Heimwegen. „Meist klappt‘s, aber es gibt Angenehmeres, als auf Bundesstraßen den Daumen rauszuhalten.“

32 knallgrüne Bankerl im ganzen Oberland sollen Wanderern künftig helfen, sicher von A nach B zu kommen. Und wenn es nach Loth geht, kommen bald noch mehr dazu. „Unser Ziel ist, eine dreistellige Anzahl an Mitfahrbankerl im Oberland aufzustellen und das Angebot so flächendeckend auszubauen“, sagt die 34-Jährige, die bei der DAV-Sektion München & Oberland den Bereich Natur- und Umweltschutz und alpine Raumordnung leitet. Das Prinzip ist einfach: Wer nach seiner Wanderung eine Mitfahrgelegenheit zum nächsten Bahnhof oder in eine Ortschaft braucht, sitzt auf dem DAV-Mitfahrbankerl. Autofahrer erkennen das Signal und nehmen einen mit.

In fünf Landkreisen – Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Rosenheim und Traunstein – leuchten die grünen Bankerl schon. Eine Schreinerei aus der Jachenau fertigt sie an. Die Standorte wählt Loth mit Team in Absprache mit den Kommunen vor Ort aus. „Natürlich darf man die Bankerl nicht einfach aufstellen. Wir brauchen das O.k. des Grundstückseigentümers und müssen Haftungsfragen klären“, sagt sie. Alle bis jetzt aufgestellten Bankerl sind mehr als erwünscht. „Sie stehen an stark frequentieren Parkplätzen, die Startpunkte für Wanderungen und auch Fahrgemeinschaften sind.“

Zum Beispiel am Spitzing, an den Bergbahnen Wank, Kreuzeck und Karwendel oder an entlegenen Orten wie dem Graswangtal. „Das erste DAV-Mitfahrbankerl hatten wir im Herbst in Ettal aufgestellt – und dieses Teststück hat sich bewährt. Inzwischen steht sowohl am Fürstenweg als auch Ettaler Sattel eine Bank.“ Auch Lenggries im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen darf sich über mehrere Mitfahrbankerl freuen: An der Talstation der Brauneckbahn steht eines, genau wie in Fall und Vorderriß. „Am Wochenende und an Schönwettertagen haben wir bei uns im Gemeindegebiet ein immenses Auto-Aufkommen“, sagt der Zweite Bürgermeister Franz Schöttl (CSU). „Wir freuen uns also sehr über die Initiative des Alpenvereins Oberland, gemeinsam Lösungen zu finden, wie wir den Bergsport nachhaltiger gestalten und Entlastung für Zielregionen schaffen.“

60 000 Euro hat die Sektion etwa durch Unterstützung des DAV-Bundesverbandes und Spenden in die 32 Bankerl investiert. Um das Angebot auszuweiten, bietet sie nun Patenschaften für Mitfahrbankerl an. „Wir wollen den Bergsport klimafreundlicher machen, indem wir die Zahl der Autos verringern“, sagt Loth. „Morgens ist die Hinfahrt mit Bus und Bahn meist kein Problem. Es geht um die letzte Meile vom Berg zum Bahnhof – und da setzt unser spontanes, ganzjährig nutzbares Carpooling an.“

Alle Bankerl-Standorte

finden Sie übersichtlich auf einer Karte unter www.alpenverein-muenchen-oberland.de. Wer auf GoogleMaps nach „DAV-Mitfahrbankerl“ sucht, stößt auf die Standorte in direkter Nähe.

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