ICE-Angriff: Der Syrer betete vor der Tat

von Redaktion

Mit so einem Hammer schlug der Angreifer zu.

Staatsanwalt Thomas Rauscher in der Presserunde.

Großeinsatz in Straßkirchen: Die Polizei suchte gestern auch die Gleise beim ICE nach Spuren ab. © dpa (3)

Straßkirchen – Nach dem Angriff eines Syrers auf Fahrgäste in einem ICE in Niederbayern haben Ermittler erste Anhaltspunkte für ein Motiv. Der 20-Jährige soll laut Zeugen vor der Tat gebetet und die Worte „Allahu Akbar“ (übersetzt bedeutet das „Gott ist groß“) gesprochen haben. Das sagte Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher von der Staatsanwaltschaft Regensburg in Straubing gestern bei einer Pressekonferenz. Ob die Tat einen extremistischen Hintergrund habe, sei aber noch nicht klar. Denn: Bisher gibt es laut den Ermittlern keine Hinweise auf Verbindungen des Mannes zu extremistischen Vereinigungen oder sonstige staatsschutzrelevante Erkenntnisse. Die Ermittler stehen laut Rauscher auch im Austausch mit der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus der Generalstaatsanwaltschaft München.

Nach ersten Ermittlungen hatte der Syrer während der Tat einen Mix von mindestens drei Betäubungsmitteln im Blut. Dies könne tatauslösend gewesen sein, das müsse aber noch abschließend geklärt werden, kündigte Rauscher an. Es sei nicht auszuschließen, dass der Angriff durch eine drogenbedingte Psychose ausgelöst worden sei.

Der Mann hatte wie berichtet am Donnerstag gegen 13.55 Uhr vier Passagiere im Alter von 15, 24, 38 und 51 Jahren im ICE von Hamburg nach Wien mit einem Zimmermannshammer und einem Beil verletzt. Zu dem Zeitpunkt waren insgesamt 430 Fahrgäste im Zug. Als er betete, wollte einer der später Verletzten einen Notruf absetzen – da ging der 20-Jährige auf den 38-Jährigen los.

Der Angreifer attackierte auch seine eigenen Landsleute: Vor der Tat hatte er mit einer syrischen Familie gesprochen. Zu ihr hatte er aber keine Vorbeziehung, hieß es. Nach dem Angriff packte der 24-jährige Sohn den Hammer und schlug dem Angreifer damit auf den Kopf, berichteten die Ermittler gestern. Man gehe davon aus, dass der 24-Jährige in Notwehr gehandelt habe, sagte Rauscher.

Ein uniformierter Bundeswehrsoldat und weitere Passagiere halfen dann, ihn zu überwältigen. Dabei wurde er laut dem niederbayerischen Polizei-Vizepräsidenten Werner Sika „nicht unerheblich verletzt“. Er liegt derzeit mit schweren Verletzungen im Krankenhaus – daher sei unklar, wann ein möglicher Haftbefehl eröffnet und der Verdächtige in ein Gefängnis gebracht werden könne, sagte Rauscher.

Auch seine Opfer mussten ins Krankenhaus. Zunächst war die Polizei bei ihnen von leichten Verletzungen ausgegangen. Mehrere Opfer mussten aber nach dem Angriff im Krankenhaus behandelt werden. Ein Glück: In Lebensgefahr ist den Ermittlern zufolge derzeit niemand.

Der Syrer ist in Wien gemeldet – und in Österreich nicht unbekannt. Laut Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl war er wegen eines Gewaltdelikts aufgefallen. Nach zwei rechtskräftigen Verurteilungen wegen schwerer Körperverletzung und versuchtem Widerstand gegen die Staatsgewalt im Februar und Ende April 2025 sei im Mai ein Asyl-Aberkennungsverfahren eingeleitet worden, heißt es von der Behörde. Der Tatverdächtige hatte 2021 in Österreich einen Asylantrag gestellt und 2022 einen Schutzstatus erhalten.

Die Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt jetzt wegen zweifachen Mordversuches und gefährlicher Körperverletzung.

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