Am Eibsee-Bahnhof steigen Gäste in die Zugspitzbahn ein. 600 000 sind es pro Jahr. © Bernd Lindenthaler
Knapp zwei Jahre lang schuften 2500 Arbeiter am Berg. Das Foto zeigt den Durchbruch am Platt. © Bay. Zugspitzbahn Bergbahn AG
Garmisch-Partenkirchen – Fünf Anläufe sind bereits gescheitert. Über 100 Jahre sind seit der Erstbesteigung der Zugspitze vergangen, und die Pläne für den Bau einer Bahn auf den höchsten Berg Deutschlands werden entweder abgeschmettert oder wegen Geldmangels verworfen. Dann, im April 1928, erhält ein Konsortium aus der Allgemeinen Lokalbahn- und Kraftwerke AG Berlin, AEG Berlin und der Süddeutschen Treuhandgesellschaft München die Konzession für den Bau und Betrieb einer gemischten Reibungs- und Zahnradbahn. Die Bayerische Zugspitzbahn AG wird gegründet. Und der Bau kann beginnen.
Morgen jährt sich die Jungfernfahrt der Zahnradbahn zur Zugspitze zum 95. Mal. Millionen Menschen haben den Berg per Bahn erklommen, seit die Strecke feierlich eingeweiht wurde. Rund 600 000 Besucher werden laut Bayerischer Zugspitzbahn jedes Jahr mit einer der letzten vier Zahnradbahnen in Deutschland befördert.
Im Jahr 1928 ist der Bau der Bahn nicht unumstritten. Vor allem tun sich die Bauherren schwer, die nötigen Grundstücke für die Strecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und dem Eibsee zu kaufen. Die Kosten sind außerdem hoch: 22 Millionen Reichsmark verschlingt das Mammutprojekt, das Deutschlands höchsten Berg der Allgemeinheit zugänglich machen soll. 2500 Arbeiter schuften bei jedem Wetter am Berg, schaffen rund 80 000 Kubikmeter Gestein ins Freie. Die Männer leben in Baracken im Tunnel, arbeiten und schlafen im Schichtbetrieb. Sie müssen einen Höhenunterschied von insgesamt 1838 Metern überwinden. Jeden Tag graben und bohren sie sich im Schnitt fünf Meter und 30 Zentimeter in den Berg, bis der viereinhalb Kilometer lange Zugspitztunnel fertiggestellt ist.
Was die Männer in den drei Bauabschnitten auf 19,5 Kilometern zwischen Garmisch-Partenkirchen und dem Schneefernerhaus schaffen, ist heute kaum mehr vorstellbar: Bereits im Februar 1929 geht das Teilstück zwischen Grainau und dem Eibsee in Betrieb, im Dezember, nach etwas mehr als eineinhalb Jahren Bauzeit, der Rest der Talstrecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und Grainau. Am 8. Juli 1930 folgt die 11,5 Kilometer lange Strecke der Zahnradbahn, vom Eibsee über Riffelriss bis zur Endstation auf 2656 Metern. Hunderte sind gekommen, geladene Gäste erreichen Garmisch-Partenkirchen mit einem Sonderzug der Reichsbahn aus der Landeshauptstadt München. Um 12.15 Uhr setzt sich Lok 11 am Bahnhof Eibsee in Bewegung. Sie bringt die ersten Gäste zum Schneefernerhaus unterhalb des Zugspitzgipfels, das bis 1992 als Hotel und Restaurant genutzt wurde und seit 1999 Deutschlands höchstgelegene Forschungsstation beherbergt.
Heute ist das Schneefernerhaus keine Haltestelle mehr. Seit 1987 führt der nach der Ski-Legende Rosi Mittermeier benannte „Rosi-Tunnel“ zum Zugspitzplatt. Der Tunnel ist ein 975 Meter langer Abzweig von der alten Strecke, die heute nur noch für den Materialtransport genutzt wird. Auch die Feier zum Jubiläum findet nicht an der alten Endstation statt: Zum Jubiläum gibt es einen Staatsempfang im Restaurant Panorama 2962, an dem auch Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) teilnehmen wird. Anreisen werden die Gäste – selbstverständlich – mit der Zahnradbahn. Wenn auch nicht mehr gezogen von Lok 11: Die ist nach ihrem Dienstschluss 2008 ins Deutsche Museum nach München gezogen.KATHRIN BRACK