DAS PORTRÄT

Bayerischer Küchenchef mit syrischen Wurzeln

von Redaktion

Küchenchef Husam al Shari (links) und Gasthof-Inhaber Bernhard Schmidt-Pauly. © Tini Wiucha

Seit März hat Husam al Shari in der Küche des Gasthofs „Post“ in Eberfing (Kreis Weilheim-Schongau) das Sagen. Er ist ein bayerischer Küchenchef mit syrischen Wurzeln. Und für seinen Chef ist er „der Jackpot“.

Als Husam al Shari im Februar erfuhr, dass in einer Gaststätte in Iffeldorf ein Koch gesucht wurde, machte er sich auf den Weg, um sich das Lokal anzusehen. Doch er kam nur bis Eberfing. Dort fiel ihm im Zentrum eine Gaststätte auf. Spontan frage er nach, ob dort ein Koch gesucht werde. Gerade herrschte Hochbetrieb, also bat ihn ein Mitarbeiter, seine Telefonnummer zu hinterlegen. Noch am selben Abend bekam er einen Anruf vom Inhaber Bernhard Schmidt-Pauly, er suche händeringend nach einem Koch, sagte er. Nach einem Probearbeiten wurde Husam al Shari eingestellt. Heute sagt Schmidt-Pauly über ihn: „Er ist der Jackpot für uns als Dorfwirtschaft.“ Al Shari sei voller Tatendrang und auch menschlich passe er perfekt in den familiär geführten Betrieb. Es dauerte nur wenige Tage, bis sich der Inhaber selbst aus der Küche zurückzog und die Arbeit des Küchenchefs Husam al Shari anvertraute.

Zwar hatte er schon Erfahrung in einigen Küchen gesammelt, unter anderem in der „Käfer-Schänke“ in München. Vorher hatte er aber immer mit sechs oder sieben anderen Köchen zusammengearbeitet. „Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob ich das schaffe“, sagt der 31-Jährige. „Jetzt hatte ich die alleinige Verantwortung.“ Al Shari war 2015 von Syrien nach München geflüchtet. Er kam Weihnachten völlig entkräftet am Hauptbahnhof an. Er wurde in einer Aufnahmeeinrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Ismaning untergebracht. Schnell fand er Arbeit, steckte viel Energie ins Deutschlernen – heute spricht er die Sprache perfekt. Mittlerweile ist al Shari auch deutscher Staatsbürger. Er ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Er machte die Ausbildung zum Koch und schloss sie erfolgreich ab.

In Eberfing arbeiten mit Husam al Shari noch vier Küchenhilfen, einen weiteren Koch würde Schmidt-Pauly gern noch einstellen. Aus den Abläufen in der Küche hält er sich zurück, außer, wenn es um die Speisekarten geht. „Die muss einer Dorfwirtschaft angemessen sein, darf aber auch etwas Exotischeres enthalten“, sagt der Inhaber. Er und al Shari haben gemeinsam den derzeitigen Renner auf der Speisekarte kreiert: den „Post-Burger“. JOHANNES THOMA

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