Max Prestel aus Waldram. © Camehn
Max Prestel (67) ist eigentlich seit zwei Jahren in Rente – aber beschäftigter denn je. Er ist Mitinitiator und Koch in der Wolfratshauser Burgschenke, arbeitet drei Tage die Woche in einer Autowerkstatt und malt daheim in Waldram Aquarelle. Aber vor allem ist er für die Loisachtaler Bauernbühne aktiv. Hier ist er verantwortlich fürs Bühnenbild. Unter anderem.
Max Prestel sägt und schleift gerade gut gelaunt an einem Kulissenteil für das neue Stück des Theatervereins: „Ein Münchner im Himmel“ von Ludwig Thoma soll beim Flussfestival in Wolfratshausen (noch bis zum 20. Juli) aufgeführt werden. Hier im Kunstbunker Geretsried hat sich Prestel vor zwei Jahren seine Theater-Werkstatt eingerichtet, hohe Räume, etwa 110 Quadratmeter Fläche. Werkzeug und Maschinen stehen hier neben Spanplatten und Requisiten. Diese Werkstatt ist für Prestel eine Art Kunst-Biotop, sein Refugium. Beinahe wäre er auch mal beim Deutschen Theater gelandet, erzählt er, „aber das war dann doch nichts für mich“. Vielleicht auch deshalb: Prestel entscheidet gerne selbst und alleine. „Ich bin halt sehr kreativ“, sagt er und lacht. Und: „Ich bin ein Fanatiker.“
Bevor er ein neues Bühnenbild in Angriff nimmt, baut Prestel erst mal Mini-Modelle seiner Entwürfe im Maßstab 1:50, um zu zeigen, wo was wie mal stehen soll. „Das hilft auch der Regisseurin.“ Regie führt seine Lebensgefährtin Monika Schwenger. Auch Details hinter der Bühne, die eigentlich bei den Aufführungen vom Publikum gar nicht zu sehen sind, sind ihm, dem gelernten Technischen Zeichner und Maschinenbauer, wichtig.
Acht Jahre stand Max Prestel selbst auf der Bühne, jetzt wirkt er im Hintergrund – und ist eigentlich präsenter denn je. Auch bei der Auswahl der Stücke redet er längst ein gewichtiges Wörtchen mit, wie er erzählt, „ich denke das Bühnenbild dabei immer schon mit.“ Er sagt was geht. Und was nicht. Dass Prestel hier die Kulissen verantwortet, hat er auch seiner Sturheit zu verdanken. Nachdem er einmal in einer Nacht-und-Nebel-Aktion das Bühnenbild seiner Kollegen umgestaltet hat, hieß es: „Jetzt kannst du‘s künftig selber machen.“ Wenn es nicht so läuft, wie er sich das vorstellt, kann er schon mal grantig werden. Was er zum Beispiel nicht leiden kann: Wenn in einer Aufführung Bühnentüren nicht zugemacht, sondern zugeschlagen werden, ohne inhaltliche Notwendigkeit. „Das macht mich sauer.“ Oder wenn sein Bühnenbild beim Transport beschädigt wird.
Kürzlich wurde er von der Stadt Wolfratshausen mit einer Medaille fürs Ehrenamt ausgezeichnet. Wie lange will er sein Arbeitspensum noch durchziehen? „Wenn‘s keinen Spaß mehr macht, höre ich auf“, sagt er. Aber eigentlich macht es ja immer Spaß.VOLKER CAMEHN