Landshut – Es war ein Großeinsatz mit 210 Beamten und 88 Durchsuchungen: Die Polizei hat im niederbayerischen Landkreis Landshut einen Allgemeinarzt des Impfbetrugs mit Masern-Mumps-Röteln-Impfungen überführt. Der Mann wurde am Dienstag festgenommen, er sitzt in Untersuchungshaft. MMR-Impfungen sind vor allem für Kinder wichtig – ohne eine Impfung können sie keine Schule, Kita oder Hort besuchen. Außerdem muss sich das Personal durch so eine Impfung schützen. Das ist seit 2020 Pflicht. Der Arzt soll in 1290 Fällen die MMR-Impfungen in den Impfpässen eingetragen haben, obwohl die notwendige Impfung gar nicht stattfand.
Anlass für die Ermittlungen waren Meldungen von Landratsämtern. Den Behörden waren Impfunfähigkeitsatteste von Kindern übermittelt worden. Nachdem die Landratsämter diese Atteste nicht akzeptiert hatten, wurden die Impfnachweise vorgelegt – aber alle ausgestellt von dem nun festgenommenen Arzt. Auffällig war auch, dass die Kinder zum Teil „in erheblicher Entfernung“ von der Praxis wohnten. Anscheinend hatte sich unter den Eltern rasch herumgesprochen, dass hier ein Arzt zu Impfbetrug bereit sei – auf welchem Weg, das muss noch ermittelt werden. Die meisten Impfunwilligen stammen aus Niederbayern, es gab aber auch Interessenten aus den Landkreisen Rosenheim, Altötting, Traunstein, Berchtesgadener Land und sogar dem weit entfernten Eichstätt, die zu dem Arzt fuhren und sich einen Impfstempel abholten. Zudem wurde festgestellt, dass Personen aus dem Landkreis Wunsiedel den Arzt konsultierten, berichtet Pressesprecher Daniel Hader.
Die Ermittlungen führte die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) durch, die mit der Kripo Landshut die Durchsuchungen durchführte – bei dem Arzt selbst, aber auch bei Eltern. Gegen den Arzt wurde ein vorläufiges Berufsverbot ausgesprochen. Ermittelt wird auch wegen Abrechnungsbetrug, weil die Fake-Impfungen bei der Kassenärztlichen Vereinigung abgerechnet wurden. DW