Fall Peggy erneut vor Gericht

von Redaktion

Mutter will Schmerzensgeld von früherem Verdächtigen

Ein Gedenkstein für Peggy in Nordhalben. © Gheorghiu

Peggys Mutter Susanne Knobloch (r.) im vergangenen Jahr bei einer Gerichtsverhandlung.

München – 7. Mai 2001. Seit diesem Tag wird die kleine Peggy Knobloch, neun Jahre alt, vermisst. Das Bild von dem blonden Mädchen mit den blauen Augen stand in den Tagen nach ihrem Verschwinden auf dem Altar in ihrem Heimatdorf Lichtenberg, Oberfranken. 15 Jahre dauerte es, bis ein Schwammerlsucher ihre sterblichen Überreste in einem Waldstück in Thüringen fand, zwölf Kilometer Luftlinie von ihrem Zuhause. Was mit ihr passiert ist, weiß man bis heute nicht. Doch jetzt beschäftigt der Fall erneut ein Gericht. Die Mutter fordert Schmerzensgeld – von einem ehemaligen Verdächtigen. Am heutigen Donnerstag befasst sich das Oberlandesgericht Bamberg mit der Klage.

Vor mehr als einem Jahr war Susanne Knobloch mit ihrer Klage vor dem Landgericht Hof gescheitert. Sie fordert von Manuel S., einem ehemaligen Verdächtigen, 75 000 Euro Schmerzensgeld. „Es hat mich krank gemacht, 15 Jahre nicht zu wissen, was mit meinem Kind geschehen ist, verleumdet und beschuldigt zu werden“, hatte sie bei der Verhandlung 2024 gesagt. Manuel S., der zum Zeitpunkt des Verschwindens in Lichtenberg lebte, war 2018 ins Visier der Polizei geraten. An Peggys Leiche hatten die Ermittler Farb- und Torfspuren gefunden, die zu S. führten. Außerdem kannte er Ulvi K. – der geistig behinderte Lichtenberger saß jahrelang als Peggys vermeintlicher Mörder im Gefängnis. In einem Wiederaufnahmeverfahren wurde Ulvi K. aber freigesprochen.

Als Manuel S. zehn Stunden lang ohne Anwalt vernommen wurde, gab er an, Peggys Leiche im Mai 2001 in ein Waldstück geschafft zu haben. Doch das Geständnis widerrief er schon am nächsten Tag, das Ermittlungsverfahren wurde eingestellt. In der ersten Runde im Schmerzensgeld-Prozess sagte der Mann, der heute als Bestatter arbeitet: „Ich wurde von der Straße weg verhaftet, stand total unter Druck. Ich bin richtig genötigt worden, eine Geschichte zu erzählen. Aber ich weiß tausendprozentig, dass ich damit nichts zu tun habe.“ Juristisch gesehen ist er unschuldig. Trotzdem soll er nun Schmerzensgeld an Peggys Mutter bezahlen. „Wenn er gesagt hätte, wo meine Schnecke ist, wären mir die ganzen Schikanen gegen meine Person erspart geblieben und ich hätte mit dem Trauern beginnen können“, hatte Susanne Knobloch 2024 vor Gericht gesagt.

Bis heute gibt es im Fall Peggy viele ungeklärte Fragen. Ein Täter ist weiterhin nicht überführt. Die Soko wurde vor Jahren aufgelöst. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken sagt: „Da fällt niemandem mehr ein, was man noch ermitteln könnte.“ CAZ

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