Bauern kassieren Touristen ab

von Redaktion

Drehkreuz in Südtirol sorgt für Aufregung

Ungewohntes Bild: Seit einigen Tagen steht ein Drehkreuz auf dem beliebten Seceda-Wanderweg. Mit dem kassierten vier Bauern, denen der Grund gehört, einige Touristen ab. © Privat

Bozen – Die Gemeinde Sankt Christina in Gröden in Südtirol zieht viele Touristen an. Ausflügler aus Bayern erreichen das Dorf nahe der Dolomiten in wenigen Stunden mit dem Auto. Nun ist der 2000-Einwohner-Ort noch etwas bekannter geworden. Auslöser ist ein Drehkreuz, das vier Landwirte an einem Wanderweg aufgestellt haben. Wer hindurchgehen möchte, muss fünf Euro zahlen.

So kommunizierten es die Männer hinter dem Drehkreuz zumindest bei ihrem Testlauf. Der fand vor einigen Tag statt und dauerte zwei Stunden. „Wir wollten auf unsere Probleme hinweisen“, erklärt Georg Rabanser. Er ist einer der vier Landwirte, über deren Grund ein Teil des Seceda-Rundwanderwegs führt. Von dem aus eröffnet sich ein freier Blick auf die Geislerspitzen. Hier beginnt das Problem der Landwirte. Denn der markante Berg hat sich bei Influencern aus aller Welt zu einem beliebten Fotomotiv entwickelt. Zumal der Rundweg bequem per Seilbahn erreichbar ist. Laut dem 52-Jährigen laufen an manchen Tagen bis zu 6000 Menschen über sein Grundstück. „Die Leute machen unsere Wiesen kaputt, einige werfen bei uns ihren Müll weg.“

Schon lange weisen die Landwirte auf die Folgen des Massentourismus hin, sprachen mit verschiedenen Akteuren. Ohne Erfolg, behauptet Rabanser. Deshalb sind er und seine Mistreiter nun in die Offensive gegangen. Viele Touristen hätten sie durchgewunken, nur vereinzelt Spenden kassiert. „Knapp hundert Euro haben wir eingenommen.“ Das Vorgehen sieht er unproblematisch: „Ist ja Privatgrund.“

Im Rathaus wird die Aktion kritischer bewertet. Bürgermeister Christoph Senoner sagte der „Bild“, dass er die Polizei eingeschaltet hätte. Er fürchtet um die Bewegungsfreiheit der Ausflügler. Doch wie haben die auf das Drehkreuz reagiert? Glaubt man Rabanser, überwiegend positiv. Ein ähnliches Stimmungsbild zeichnet eine Umfrage des Südtiroler Nachrichtenportals „stol.it“, an der einige Tausend teilnahmen. Bis Donnerstagabend zeigten über 80 Prozent Verständnis für die Landwirte. Die haben das Drehkreuz nicht abgebaut. Eintritt verlangen sie aktuell aber keinen mehr. „Wir schauen, wie sich die Sache entwickelt“, sagt Rabanser. Viel Aufmerksamkeit hat er jedenfalls bekommen. TOBIAS SCHWANINGER

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