BR will CD-Archiv entsorgen

von Redaktion

Kein Platz mehr – Heftige Kritik aus den eigenen Reihen

Das Schallarchiv des Bayerischen Rundfunks. © Privat (2)

München – Beim Bayerischen Rundfunk hängt der Haussegen schief. Weil der BR laut der langjährigen Mitarbeiterin Eva Demmelhuber „klammheimlich“ sein CD-Archiv entsorgen will. „Gerade erst lag ein Riesenberg CDs vor dem Schallarchiv im 7. Stock. Auf die Nachfrage, was mit den Scheiben passiere, durfte niemand antworten.“

Etliche Mails von aktuellen und ehemaligen BR-Mitarbeitern erreichten unsere Zeitung. Alle sind empört über die CD-Aktion – und auch über den geplanten Verkauf des vielleicht bald denkmalgeschützten Teils des BR-Gebäudes an der Münchner Hopfenstraße. Demmelhuber, die Gründerin der Initiative www.brstudiobau-retten.de, hat dem BR nach eigenen Angaben vorgeschlagen, die rund 220 000 CDs zu übernehmen und einzulagern. Sie will vermeiden, dass den CDs das blüht, was 2024 der BR-Bibliothek mit 70 000 Bänden widerfahren ist: die Auflösung.

Natürlich ist ein Großteil der CDs digitalisiert, betont der Sender. Aber eben nicht alles. Wie viele teils einmalige historische Klang- und Sprachdokumente verschwinden würden, kann niemand sagen. Dass der BR aber das CD-Archiv auflösen wird, bestätigt der Sender. Wie es mit Vinyl ausschaut, da könne man noch nichts „Konkretes bestätigen“. Falls es auch LPs und Singles an den Kragen ginge, wäre das „ein Frevel“, sagt Radio-Legende Fritz Egner. „Da sind Sammlerstücke und seltenste Ausgaben dabei.“ Wie schon bei den Büchern.

Die Entsorgung der riesigen CD-Bestände ist der jüngste Tropfen auf den heißen Stein, der viele Kulturfreunde zum Schäumen bringt. Dass bereits an diesem Montag mit der Auflösung begonnen werden soll, wie uns mehrere Quellen versichern, will der Sender nicht bestätigen. Umso klarer ist die Ansage, was die Zukunft des denkmalgeschützten Bereichs mit dem legendären, weltweit einmaligen Studiobau betrifft. „Der Nordteil des Funkhaus-Areals wird verkauft, der Erlös in die notwendige Sanierung des Südteils einfließen. Die Frage nach einem Weiterbetrieb durch den BR stellt sich nicht“, heißt es vom Sender.

Aber was, wenn der Teil unter Denkmalschutz gestellt wird und ihn niemand erwerben will? Dann wäre der BR laut Denkmalschutzbehörde zum Unterhalt verpflichtet. Aber: Der BR darf kein Geld in Gebäude stecken, „die keinen rundfunkspezifischen Bedarf erfüllen“, heißt es in den Vorgaben der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten KEF. Die BR-Spitze hofft also nun folgerichtig, dass der Studiobau abgerissen werden darf.

Und falls sich trotz Denkmalschutz ein Käufer fände? Dann würde der Verkaufspreis „um einen hohen zweistelligen Millionenbereich“ niedriger ausfallen als berechnet, so der BR. Geplant war ursprünglich: eine Komplettsanierung am Rundfunkplatz für 300 Millionen Euro, ein kleinerer Neubau in Freimann für 200 Millionen. Mit dem Verkauf des Nordteils (ca. 10 000 Quadratmeter Fläche) soll der Umbau des südlichen Areals am Rundfunkplatz (ebenfalls ca. 10 000 Quadratmeter) finanziert werden. MATTHIAS BIEBER

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