Bürokratie-Posse hat ein glückliches Ende

von Redaktion

Drei Jahre lang versuchte ein Spediteur aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, einen bosnischen Lkw-Fahrer anzustellen. Jetzt hat es geklappt.

Ende gut, alles gut: Bernhard Schultes zeigt auf die Fahrerkarte, die Admir Mujcinovic in der Hand hält. © S. Hermsdorf-Hiss

Egling – Am Ende schaltete sich sogar IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl persönlich in den Fall ein: Admir Mujcinovic (40) hat seit vergangener Woche endlich die begehrte Fahrerkarte, die ihm erlaubt, als Berufskraftfahrer für die Spedition von Bernhard Schultes in Egling (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) zu fahren. Ende einer Odyssee, bei der Schultes mit Ämtern und Ausführungsbestimmungen Bekanntschaften machte, die er vorher nicht einmal vom Namen her kannte. Zum Beispiel mit der Nürnberger IHK-Stelle FOSA – Foreign Skills Approval –, die für die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse zuständig ist. Oder mit einer Unterstelle der Bundesagentur für Arbeit, die auf Ausbildungsplänen besteht – obwohl Mujcinovic längst Lkw-Fahrer ist. Problem nur: Er hat seinen Führerschein in Bosnien gemacht, das nicht zur EU gehört. Also war eine neue Führerscheinprüfung notwendig. Wäre der Lkw-Fahrer Kosovare, dann wäre alles kein Problem, denn der Führerschein von dort wird anerkannt – dabei gehört der Kosovo ebensowenig zur EU. Warum der Unterschied gemacht wird, weiß niemand. Schultes fügte sich, bezahlte die Prüfung.

Im Juli vergangenen Jahres hatte unsere Zeitung über den Fall berichtet. Danach gab es ein Krisengespräch mit IHK-Chef Gößl, der sich versprach, notfalls persönlich einzugreifen, falls es nach der Prüfung immer noch Schwierigkeiten geben sollte. Tatsächlich meldete sich Bernhard Schultes Mitte Juni frohgemut bei unserer Redaktion, um über Fortschritte zu berichten: Mujcinovic hatte mittlerweile die Prüfung bestanden. „Jetzt haben wir noch die Fahrerkarte beantragt, was wieder 10-14 Tage dauern wird.“ Doch dann schaltete sich plötzlich die Arbeitsagentur ein, bestand auf einen Qualifizierungsplan, um „Defizite“ auszugleichen. Dabei gab es gar keine Defizite – mehr als eine bestandene Prüfung kann man ja nicht machen. Aber ohne das OK der Arbeitsagentur sah sich das Landratsamt nicht in der Lage, die notwendige Fahrerkarte auszustellen. Nach einer Intervention von Gößl war von angeblichen Defiziten dann aber nicht mehr die Rede. „Die Arbeitsagentur hat sich sogar entschuldigt.“ Und die Kreisbehörde rückte die Fahrerkarte heraus. Gleich am Dienstag setzte Admir Mujcinovic sich hinters Steuer eines 40-Tonners, die erste Tour führte nach Schweinfurt.

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