Knoten-Wahnsinn am Wank

von Redaktion

Dimension des Tunnels ärgert Naturschützer und Anlieger

Das Südportal des Tunnels. Unten die alte B2. Später werden beide Straßen über einen Kreisverkehr zusammengeführt.

Spaghetti-Knoten: Am Nordportal (re.) des künftigen Wanktunnels ist ein verzweigtes Netz an Zufahrten und Kreisverkehren geplant. © Bauamt Weilheim/Lumion

Garmisch-Partenkirchen – Gut 3,6 Kilometer lang, zweispurig und 365 Millionen Euro teuer: Der Wanktunnel soll den Ortsteil Partenkirchen vom Durchgangsverkehr befreien, der von der A95 auf der B2 Richtung Mittenwald und Innsbruck fließt. Vor allem an Wochenenden und in Ferienzeiten stauen sich hier die Autokolonnen. Schon seit den 1970er Jahren wird die Röhre projektiert, jetzt macht das Staatliche Bauamt Weilheim Ernst und hat die Planungen für das Projekt vorgelegt und das Planfeststellungsverfahren eingeleitet: Naturschützer sind entsetzt, auch von Anwohnern und aus der Gemeinde Farchant hagelt es Kritik.

„Jenseits von Gut und Böse, eine absolute, totale Katastrophe!“ Axel Döring, Kreisvorsitzender und Sprecher des Arbeitskreises Alpen des Bund Naturschutz, macht seinem Ärger über die Pläne Luft. „Wir sind absolut entsetzt, wie gefühllos hier geplant wird, denen ist unsere Landschaft völlig egal.“ Grund für den Ärger sind nicht die Tunnel an sich (gegen die Döring aber grundsätzlich auch ist), sondern die großzügig geplanten Zufahrten. Im Norden entsteht zwischen dem Ende des Tunnels Farchant, der künftigen Tunnelzufahrt, der Einfahrt nach Partenkirchen und der Zufahrt zum im Bau befindlichen Kramertunnel ein verwirrender Verkehrsknoten mit Kreisverkehren, Über- und Unterführungen und Abfahrten.

Von oben gesehen sieht das aus wie ein Spaghetti-Knoten. „Man kann mit den wenigen Flächen in unseren engen Tälern nicht so umgehen“, schimpft Döring. „Diese Monsterbauwerke sind nicht notwendig.“ Die Zufahrt zum Tunnel im Süden (aus Mittenwald) soll vierspurig erfolgen. Mit der alten B2, die bestehen bleibt, ergeben sich sechs Spuren. Dazu soll ein Kreisverkehr die Ströme entflechten. „Da verschwinden fast alle Wiesen in dem Bereich“, so Döring.

Auch Anlieger sind entsetzt. So sagt eine Pensionsbetreiberin nahe der jetzigen B2 bei Schlattan, die nicht genannt werden will: „Die Bergwiesen verschwinden, und es wird lauter werden für unsere Gäste.“

Auch aus Farchant wird die Verkehrsführung kritisiert. „So ein Plan-Wirrwarr – da blicke ich nicht durch, was die da machen“, sagte Gemeinderat Michael Fessenmayer (CSU) in der Gemeinderatssitzung über das Projekt. DritterBürgermeister Gerhard Portele (Freie Wähler) legte nach: „Das Ganze wirkt schon sehr großzügig.“ Die künftige Radwegführung sei wie eine „Achterbahn“. Portele fürchtet wie auch Döring künftig mehr Verkehr: „Wer Straßen sät, erntet mehr Verkehr.“

Auch die Garmisch-Partenkirchner Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU) bittet in der Stellungnahme der Marktgemeinde, die Führung des Fuß- und Radverkehr besser zu planen. Zum Südportal schreibt Koch: „ln diesem Bereich ist uns ein gutes Einfügen in das Landschaftsbild äußerst wichtig, weshalb die Eingriffe hier so gering wie möglich gehalten werden müssen.“ Insgesamt begrüßt die Gemeinde das Projekt aber ausdrücklich.

Die Kritik am Projekt kann das Straßenbauamt Weilheim nicht nachvollziehen. Der Abteilungsleiter für Großprojekte, Raphael Zuber, erklärt: Die Bauwerke seien „nicht übertrieben dimensioniert“.JOHANNES WELTE