Samuel Falkner aus Peiting. © Emanuel Gronau
Samuel Falkner hat mit Mitte 30 einen Neuanfang gewagt. Der Software-Entwickler aus Peiting ließ sich zum Lokführer ausbilden. Und bisher hat er seine Entscheidung nicht bereut.
Samuel Falkner hat als Software-Entwickler in einem Unternehmen in Uffing gut verdient. Er konnte seine Arbeitszeit verkürzen, als seine Kinder zur Welt kamen. Eigentlich ideale Bedingungen. Aber er war trotzdem einfach nicht mehr glücklich mit seiner Arbeit. Immer mehr Meetings, immer weniger Entwicklung. Zufällig sah er eine Anzeige eines Bahnunternehmens, das um Quereinsteiger warb. Die Umstellung hätte für ihn allerdings bedeutet, dass er ein Jahr lang finanzielle Einbußen gehabt hätte. Das hielt ihn davon ab. Trotzdem ließ ihn der Gedanke nicht mehr los. Er besuchte einen Tag der offenen Tür der Bahn in Kempten, unterhielt sich dort lange mit einem Teamleiter. Als er zurück nach Peiting (Kreis Weilheim-Schongau) fuhr, war er sich sicher: „Das will ich machen.“
Seit damals sind gut zwei Jahre vergangen. Falkner bestand den Eignungstest, kündigte bei seinem bisherigen Arbeitgeber und begann die Ausbildung in München. Dazu gehörte auch viel Theorie, der 36-Jährige verbrachte viele Abende mit Büffeln. Außerdem lernte er die Bahnstrecken im Werdenfels kennen, auf denen er eingesetzt wird. Und es dauerte nicht lange, bis er selbst im Führerstand saß. Seine erste Alleinfahrt fand dieses Jahr im Januar statt. Ganz unspektakulär, erzählt er: Nachts, ohne Fahrgäste, von Murnau in die Waschstraße nach München. „Aufgeregt war ich trotzdem“, sagt er.
Auch die Schichtdienste waren erst mal ungewohnt für ihn. Doch er hat sich schnell daran gewöhnt. Er mag die Berechenbarkeit seines neuen Jobs. „Urlaube und freie Tage werden für ein ganzes Jahr vorausgeplant. Und wenn ich mal bei einem Engpass einspringen soll, muss ich zustimmen.“ Finanziell hat er sich durch den neuen Job zwar verschlechtert, aber bereut hat er seine Entscheidung trotzdem nicht, sagt er. Er genießt es, nach Dienstende wirklich Feierabend zu haben. Früher blieb immer viel Arbeit liegen. Auch an Wochenenden und im Urlaub bekam er den Job nie ganz aus dem Kopf. „Das fällt jetzt alles weg. Ich muss mir nicht mehr den Kopf zerbrechen über den nächsten Tag.“ Nur eine Sache hat Falkner noch nicht in den Griff bekommen. „Ich bin immer überpünktlich, wenn es darum geht, den Zug vorzubereiten und sitze dann tatenlos herum. Ich hoffe, das bekomme ich noch mal raus.“BORIS FORSTNER