Hochzeitsplaner helfen, wenn „anders“ geheiratet werden soll.
Hauptsache besonders: Brautpaare wollen immer individuellere Hochzeiten. © Halfpoint/Getty
Andreas Hobmaier begleitet Hochzeiten im Chiemgau.
Julia Heimann: Hochzeitsplanerin in München. © privat (2)
München – Die abtrünnigen Alpakas wird Julia Heimann, Hochzeitsplanerin aus München, nie mehr vergessen. Das Brautpaar hatte sich die flauschigen Tiere als Fotomotiv und Streichelgelegenheit für die Gäste gewünscht. Doch die eigentlich gutmütigen Wesen brachen aus dem Gehege aus. Die fein gemachte Gesellschaft bildete eine Kette und trieb sie zurück. Eine Gaudi, unvergesslich – und auch eine Anekdote, die viel darüber verrät, wie die Bayern heutzutage heiraten. Anders!
Seit 15 Jahren ist Julia Heimann Hochzeitsplanerin. Ihre Münchner Ein-Frau-Agentur heißt „Hochzeitsgefühl“, und genau darum geht es der 40-Jährigen: dem Brautpaar mit viel Gefühl den wichtigsten Tag im Leben zu organisieren. Im Vorfeld, aber auch auf dem Fest. Es gibt einen Trend, den Julia Heimann ohne Zweifel feststellt: „Hochzeiten werden immer individueller. Die Paare gehen weg davon, was die Familie oder die Verwandtschaft erwartet.“ Die entfernte Verwandte, die man einmal im Leben gesehen hat? Wird nicht eingeladen. Das gehört sich aber so? Dieses Hochzeitsmantra ist ein alter Hut. Kirche, Kaffee, Wein, Paartanz bis Mitternacht? Lieber eine lockere Party! Ein Fest im Surfer-Stil! Oder ein Liebesgelübde in freier Natur! Das Wichtigste: „Es muss einfach perfekt für das Paar sein“, sagt Julia Heimann, die im Jahr etwa acht bis zehn Hochzeiten begleitet – gegen ein Pauschalhonorar von etwa 10 000 Euro.
Wie der perfekte Tag aussehen soll, haben viele Paare im Kopf. Plattformen wie Instagram bieten jede Menge Vorlagen, pompöse Promi-Hochzeiten ebenso. Blumen, Tischdeko, Gastgeschenke, Sitzplan – alles hübsch abgestimmt nach Farbpaletten, gerade ist natürliche Eleganz angesagt. Das gibt perfekte Bilder für die Ewigkeit. Doch oft weckt das Internet auch Begehrlichkeiten, die nicht erfüllbar sind. Julia Heimann kennt das: Pfingstrosen im September? Schwierig. Geld ist auch ein Thema, und zwar ein großes: „Manchmal muss ich einem Paar gleich am Anfang sagen, dass der gewünschte Blumenschmuck 50 000 Euro kosten würde.“
Heiraten ist eine kostspielige Angelegenheit. Für Essen, Location und Getränke müsse man mit mindestens 180 Euro pro Gast rechnen, „drunter wird es schwierig“, sagt Heimann. Die Paare, die sich einen Hochzeitsplaner leisten, hätten oft mindestens ein Budget von 30 000 Euro, „manchmal sind es auch 100 000 Euro“. Am Ende wird es meistens mehr. Und alles Geld der Welt hilft nicht, wenn die Traumlocation nicht frei ist. Die Zeiten, in der der Dorfwirt gesetzt war, sind vorbei: „Viele wollen am See heiraten, auf einem Schloss, einer Villa oder einer Dachterrasse – oder in den Bergen“, sagt Heimann. Wer nicht eineinhalb bis zwei Jahre vorher reserviert, geht leer aus. Eine lange Zeit. Die Münchnerin hat es schon erlebt, dass ein Paar sich trennte, bevor der Heiratstermin anstand. Die Feier wurde abgesagt. Die Gründe mögen komplex sein, aber Julia Heimann sagt: „So eine Planung stellt auch die Beziehung auf die Probe.“
Vielleicht würde es manchmal nicht schaden, ein bisschen weniger Pomp um die Hochzeit zu veranstalten, aber mehr um die Liebe. Das findet auch Andreas Hobmaier aus Siegsdorf, Kreis Traunstein. Er macht viele verschiedene Dinge, Moderationen, Podiumsdiskussionen – und er ist Hochzeitslader. Der 38-Jährige merkt oft schon beim ersten Kennenlernen, ob er mit dem Brautpaar zusammenarbeiten will. „Da wird viel übertrieben“, sagt er.
Hochzeitslader haben in Bayern eine lange Tradition. Früher ging der von Haus zu Haus, lud die Gäste ein, erzählte auf der Hochzeit nicht immer jugendfreie Witze und Gstanzl. „Das gibt es immer noch“, sagt Hobmaier, der sich als Hochzeitslader zwischen Tradition und Moderne sieht. Auch eine kirchliche Trauung gehört für viele immer noch dazu, gerade in seinem Einsatzbereich im Chiemgau und rund um Traunstein – aber sogar an der Gestaltung des Gottesdienstes zeigt sich der Trend zum individuellen Fest. Passender Blumenschmuck an den Bänken, eigene Musiker statt dem Organisten, Redebeiträge von Gästen.
Hochzeiten verändern sich. Aber vor allem auf dem Land merkt Andreas Hobmaier, dass manche Elemente immer noch gewünscht werden. Eröffnungstanz, Torte anschneiden, Weinstüberl. Und auch große Hochzeiten mit bis zu 300 Gästen werden noch gefeiert. Da ist dann zumindest ein Teil der Planung einfach: „Es gibt nur eine Handvoll Locations, die so viel Platz haben.“ Der Rest der Vorbereitungen ist anstrengend genug – und dann wird ja schließlich noch geheiratet.