Schimmel-Schock für Moni Gruber

von Redaktion

Prozessauftakt: Kabarettistin will Geld für Traumhaus am Tegernsee zurück

Am Tegernsee wollte Monika Gruber leben. © imago

Ernste Mienen bei Kabarettistin Monika Gruber und ihrem Anwalt Erich Hanslmaier. © SIGI JANTZ

Rottach-Egern – Ein spezieller Prozess hat gestern vor dem Zivilgericht MünchenII begonnen. Es geht um den Schimmelbefall in einem Landhaus in Rottach-Egern (Kreis Miesbach). Kabarettistin Monika Gruber hatte die Immobilie vor zwei Jahren gekauft. Leben konnte sie dort aber nie. Denn der aus dem Keller nach oben strömende Muff, der sich überall festsetzte, war für sie unerträglich. Jetzt kämpft sie vor Gericht um die Rückabwicklung des Kaufvertrags.

Dabei war es eigentlich Liebe auf den ersten Blick. Als Monika Gruber vor zwei Jahren das gemütliche Landhaus einer Modedesignerin in Rottach-Egern entdeckte, wusste sie sofort: „Das soll mein Rückzugsort werden, wo ich in Ruhe schreiben kann.“ Die Größe von gut 100 Quadratmetern passte perfekt. „A Hexnhäusl für a Hex“, berichtete sie schmunzelnd am Rande des Prozesses. Doch ihr Traumhaus wurde zur Albtraum-Immobilie. Der modrige Geruch, den sie bei der ersten Besichtigung schon leicht wahrgenommen, aber vielleicht wegen des puren Glücks über dieses Juwel verdrängt hatte, ließ sich nicht dem seltenen Lüften des Vormieters sowie dessen drei Hunden zuschreiben. Es war der Schimmel im Keller des Hauses, der eigentlich als Wohnfläche angepriesen worden war.

Im August 2023 kaufte Monika Gruber das Haus für 2,57 Millionen Euro und renovierte es. Sie erneuerte die Böden, die Tapeten, die Vorhänge. Alles wurde frisch gemalert – der Geruch blieb. Die Besitzerin, eine Unternehmerin, deren Mode Monika Gruber sehr schätzte, verstarb. Ihr hätte die Kabarettistin niemals zugetraut, dass sie die 54-Jährige arglistig täuschte. Neben dem finanziellen Verlust schmerzte es die Künstlerin ganz besonders.

Dass die Vorbesitzerin das Haus und insbesondere den Keller vor dem Verkauf auf Hochglanz brachte, die Teppiche shampoonierte und selbst hinter dem Heizungskessel neue Farbe anbringen ließ, wertete deren einstige Maklerin als besondere Ehre für Monika Gruber. Deren Bruder, ein Installateur, war hingegen stutzig geworden, als er den tipptopp gepflegten Heizungskeller inspizierte. Doch schon wenige Wochen später brachen Putz und Farbe ab – es war der Schimmel.

Gut eine Viertelmillion Euro würde die Sanierung verschlingen. Die Kabarettistin veranlasste zum Test des Marktwertes eine Versuchs-Annonce auf einem Immobilien-Portal. Schnell wurde klar, dass sie allenfalls 1,7 Millionen Euro verlangen könnte. Die Vorsitzende Richterin war erstaunt ob der Wertminderung, selbst im beliebten Tegernseer Tal. Sie müsse ja immer den Schimmel-Schaden und die aufwendige Renovierung mit einbeziehen, begründete die Kabarettistin diese Summe. „Das gehört sich nicht“, kritisierte Monika Gruber wiederholt das Verhalten der Designerin.

Ihre Klage musste sie mittlerweile gegen die Erbinnen richten – ein schwieriges Unterfangen, denn die Designerin hat viele ihrer ehemaligen Mitarbeiterinnen bedacht. „Im Moment hätten wir das Geld gar nicht“, erklärte deren Anwalt. Mit der Grunderwerbssteuer, Makler- und Investitionskosten sowie Zinsen beläuft sich alles auf 3,3 Millionen Euro. Möglicherweise kann das Problem in einer nicht öffentlichen Mediation gelöst werden. Das zumindest schlug die Richterin vor. Monika Gruber, hellblauer Blazer, weißes T-Shirt und Jeans wirkte einfach nur enttäuscht über das, was ihr am Tegernsee widerfahren war. „Wenn ich vom Schimmel gewusst hätte, ich hätte die Finger vom Haus gelassen“, sagte sie. Eine Nacht verbrachte sie dort. Seitdem steht ihr „Hexnhäusl“ leer. Das Gericht muss nun prüfen, ob die Verkäufer eine Verletzung der Offenbarungspflicht, ähnlich wie bei einem verschwiegenen Auto-Unfallschaden, begangen haben.ANGELA WALSER

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