Die Diagnose Demenz trifft wie ein Schlag. Für Betroffene und Angehörige gerät das Leben aus den Fugen. Pläne zerplatzen, Hoffnungen scheinen verloren. Die Vorstellung, was kommen kann, macht Angst.
Ja, Demenz ist ein schweres Schicksal. Und ja, es ist eine unheilbare Erkrankung. Genau deshalb ist es so wichtig, sie anzunehmen – so schwer das auch fällt. Denn Annehmen bedeutet nicht aufgeben. Es bedeutet, sich zu öffnen für einen neuen Lebensabschnitt, für einen anderen Weg.
Wie bei einem ungebetenen Gast, der nicht mehr geht, hilft nur eines: ihn zu integrieren. Nur so kann ein neues Gleichgewicht entstehen. Denn mit der Annahme hat man auch wieder Handlungsspielraum. Sowohl Betroffene als auch Angehörige können wieder Kontrolle über ihr Leben gewinnen. Wer sich informiert, Hilfe sucht, Austausch findet, stärkt seine Selbstwirksamkeit. Und mit jedem Schritt mehr wird klar: Ich bin nicht allein. Es gibt Menschen, die verstehen, begleiten, unterstützen.
Ein beeindruckendes Beispiel ist für mich Liselotte Klotz. Sie lebt mit einer Lewy-Body-Demenz – und steht dennoch mitten im Leben. Und nicht nur das: Als Demenzaktivistin engagiert sie sich für Aufklärung und Teilhabe. Mit großer Offenheit teilt sie ihre Erfahrungen öffentlich, um anderen Hoffnung zu geben. Sie zeigt: Ein Leben mit Demenz ist kein Ende. Es ist ein anderes Leben. Aber eines, das genauso wertvoll, lebendig und voller Sinn sein kann. In unserer aktuellen Folge des Desideria Podcast Leben. Lieben. Pflegen. spricht sie über ihr Schicksal. Eines ist mir hier besonders ans Herz gegangen: Ihr Mut, sich dem Thema zu stellen und so Selbstverantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.
Bei Desideria begleiten wir viele Menschen bei diesem Prozess und sehen, dass dieser Perspektivwechsel Familien ermöglicht, Demenz neu zu sehen. Annehmen heißt nicht resignieren – es heißt, sich auf einen veränderten, aber nicht weniger wertvollen Lebensweg einzulassen. Neue Routinen, kleine Freuden, achtsame Momente: Wer offenbleibt, entdeckt trotz der Herausforderungen neue Formen von Nähe, Sinn und Lebensqualität. Das Leben endet nicht mit der Diagnose – es wandelt sich. Und das kann auch Gutes hervorbringen.
Hören Sie gern rein in die aktuelle Folge von Leben.Lieben.Pflegen mit Lieselotte Klotz und ihrem Umgang mit der Diagnose Demenz. Sie finden sie auf unter desideria.org und bei allen gängigen Podcast Plattformen.
*Désirée von Bohlen und Halbach ist Gründerin und Vorstandsvorsitzende des Desideria e.V.