Zoll beschlagnahmt Schmuggler-Boot

von Redaktion

Handel mit illegalen Kräutermischungen: Schlag gegen internationale Bande

Das Segelboot eines deutschen Dealers in Portugal. Es wurde vom bayerischen Zoll beschlagnahmt. © Zoll

München – Bayerns Zoll hat jetzt ein Segelboot – in Portugal. Das Schiff wurde bei einer europaweiten Razzia gegen einen Drogendealer-Ring am 16. und 17. Juli beschlagnahmt. Bei der Aktion durchsuchten Ermittler unter der Leitung der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift Nordbayern (GER Nordbayern) des Zollfahndungsamtes München und des Bayerischen Landeskriminalamtes 13 Wohnungen und Büros in Portugal, Großbritannien, den Niederlanden und Niedersachsen. Sie nahmen dabei vier Menschen fest.

Laut Zollfahndungsamt München hat die Gruppe sogenannte neue psychoaktive Stoffe in konzentrierter Form in China bestellt, nach Deutschland eingeschmuggelt und daraus gefährliche „Kräutermischungen“ hergestellt, die unter das Neue psychoaktive Stoffe Gesetz (NpSG) fallen. Die Bande verkaufte diese psychoaktiven „Legal Highs“ übers Internet und verschickte sie ganz banal per Post – teilweise per Nachnahme. Laut Zoll hatte die Bande mehrere tausend Kunden, auch in Bayern und München.

Das Geld aus diesen illegalen Geschäften verteilte die Bande auf Scheinfirmen und Strohmannkonten in Deutschland und im Ausland – laut Zollfahndung verdienten sie seit 2020 bis zu 1,5 Millionen Euro im Jahr mit den Kräutermischungen.

Ein deutscher Auswanderer im Visier der Ermittler

Zentrale Figur ist ein 40-jähriger Deutscher, der nach Portugal ausgewandert war. Er soll den Schmuggel der illegalen Stoffe aus China organisiert haben, so der Zoll. Nach ersten Ermittlungen verschob er bis zu 30 Kilo pro Quartal nach Erkelenz in Nordrhein-Westfalen. Dort mischten Helfer daraus die gefährlichen Kräutermischungen und verschickten sie an die Abnehmer.

Die anderen drei Bandenmitglieder kannte er alle aus Portugal – sie leiteten ihre Geschäftszweige aus mehreren europäischen Staaten: Seine brasilianische Ex-Freundin (33) soll laut den Ermittlern über Mittelsmänner Strohkonten für die illegalen Geschäfte eröffnet haben. Sie wurde in den Niederlanden verhaftet. Ein weiterer Deutscher (55) wurde im Kreis Wesermarsch in Niedersachsen festgenommen. Genau wie ein 34-jähriger Brite aus Lincoln, der für Kundensupport und den Webshop verantwortlich war.

Die Zollfahnder beschlagnahmten bei den Durchsuchungen schriftliche Aufzeichnungen, Datenträger, Mobiltelefone. einen Porsche und das Segelboot des 40-jährigen Deutschen. In einer Wohnung in Nordrhein-Westfalen fanden sie 110 Ampullen mit einer pulverförmigen Substanz, die wahrscheinlich aus China geschmuggelt worden war.

Laut Zoll sind die harmlos klingenden Badesalze oder Kräutermischungen sehr gefährlich. Sie werden geraucht und können je nach Dosis und Konzentration Gedächtnisverlust, Halluzinationen oder Organversagen auslösen.THOMAS GAUTIER

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