Protest vor der Tür: In Regensburg gab‘s laute Kritik an Gloria von Thurn und Taxis und ihrer Gästeliste.
Exklusive Frauenrunde: Dagi Mühlbacher (li.) und Stephanie Birnthaler mit Vicky Leandros.
Blick ins Publikum im Hof des Regensburger Schlosses beim Auftritt von Vicky Leandros.
Im goldenen Paillettenkleid: Vicky Leandros vor der Kulisse des Regensburger Schlosses. © Tilgner/API (3), Rainer Fleischmann
Regensburg – Am Ende ging der Schuss für Gloria Fürstin von Thurn und Taxis (65) nach hinten los: Sie wollte sich am Montagabend beim Auftritt von Weltstar Vicky Leandros (72) bei den Schlossfestspielen in Regensburg nicht mehr zeigen und blieb mit AfD-Chefin Alice Weidel hinter dicken Mauern versteckt, nachdem die griechisch-deutsche Sängerin klargemacht hatte, dass die rechte Politikerin bei ihrem Konzert nicht willkommen ist. „Ich stehe für Vielfalt, Toleranz und Menschenwürde“, sagte Leandros. „Ich bin mit fünf Jahren aus Athen nach Deutschland gekommen und wurde mit offenen Armen aufgenommen. Ich habe Respekt vor jedem Menschen und jeder Religion.“
Weidel wäre als Ehrengast der Fürstin in der ersten Reihe gesessen, wie im vergangenen Jahr AfD-Rechtsaußen Maximilian Krah. Was nicht nur 2024 zu heftigen Protesten führte. Am Montagabend skandierte eine unüberhörbar große Gruppe vor dem Schlosspark: „Nazis raus!“
Dass Gloria von Thurn und Taxis gern polarisiert, ist bekannt. Dass sie inzwischen aber ihre eigenen Festspiele immer weiter beschädigt, stößt weithin auf Unverständnis, freut sich doch das zahlende Publikum des Konzertveranstalters Reinhard Söll auf unbeschwerte Stunden mit seinen Stars.
Selbst Glorias geladene Ehrengäste ließen sich spalten – zwischen Loyalität gegenüber der Fürstin und einem Konzertabend, der mit einem Galadinner im Schlosspark beginnen sollte. Doch Glorias Gäste – darunter etliche Geistliche – blieben bereits dort ohne ihre Tischherrin. Und als Vicky Leandros auf der Bühne ihre Haltung für Toleranz und Respekt noch einmal konstatierte, unabhängig von Herkunft und Glaube („Sonst wäre meine Musik so wie sie ist, nie entstanden“) und ihr Homosexuellen-Lied „Valentin“ anstimmte, verließ ein Teil von Glorias Ehrengästen in der ersten Reihe demonstrativ die Aufführung in Richtung Schloss, darunter auch der Münchner Immobilien-Baron Detlev von Wangenheim.
Ausgeladen worden sei Weidel aber nicht explizit, sagte ihr Sprecher Daniel Tapp. „Sie hatte eine Einladung und sie hat sich dann entschieden, lieber nicht hinzugehen.“ Gloria von Thurn und Taxis teilte dazu auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, dass die Polizei die Sicherheit auf dem Gelände nicht habe garantieren können. Daraufhin habe Weidel entschieden, weder die Show noch das Festspiel-Restaurant zu besuchen, „um den Gästen den Abend nicht zu verderben“.
Die von der Hausherrin geschilderten Sicherheitsbedenken bestätigte die Polizeiinspektion Regensburg indes nicht. Diese Darstellung treffe nicht zu, sagte ein Sprecher. Am Montagabend demonstrierten nach Polizei-Angaben in der Spitze rund 900 Menschen in Regensburg unter dem Motto „Mahnwache gegen Weidel“ friedlich gegen den Besuch der Politikerin bei den Festspielen. Zur Motivation, Weidel einzuladen, teilte Gloria von Thurn und Taxis mit, sie kenne die AfD-Chefin persönlich, die Einladung sei rein privat gewesen. „Der Wirbel zeigt sehr schön, wie es um die Meinungsfreiheit in unserem Land bestellt ist, dass noch nicht einmal ein Privatbesuch einer demokratisch gewählten, erfolgreichen Politikerin mehr möglich ist.“
Frei und gelöst, gewissermaßen unschuldig, sind die Schlossfestspiele also längst nicht mehr. Und auch die vielen privaten Gastgeber, die dorthin Freunde und Kunden einladen, sind von der Polarisierung betroffen – das Gesprächsthema des Abends. Dabei wollten alle nur eins: im Chor von 3000 Menschen mit Vicky Leandros ihre Hymne „Ich liebe das Leben“ singen.
Zahlreiche Prominente waren gekommen. Etwa die Regensburger VIP-Juwelierin Dagi Mühlbacher mit Hotelière und Festspieltafeldeckerin Stephanie Birnthaler und rund 30 Freundinnen. Ebenfalls dabei Ralph Siegels Tochter Laura, Marianne Wille (Dallmayr), Julia Fleschenberg (Eagles), Wiesnwirtin Petra Reinbold oder Societylady Carmen Hausser.
Etwas erschöpft zeigte sich nach dem Konzert die Sängerin selbst – aber unverrückbar in ihrer Haltung. Ob sie stolz auf so viel Rückgrat ist? „Ich war noch nie stolz auf mich. Sind wir Frauen das jemals?“, fragte sie zurück und lachte befreit.ULRIKE SCHMIDT/IRENA GÜTTEL