Waldemar hatte doch vor Kurzem eine Brücke gebaut, die ja leider nicht standgehalten hat. Gestern nun kam Klara vom Dorf zurück und schnatterte ganz aufgeregt: „Im Dorf hat sich eine Zweibeiner-Familie eine Brücke in den Garten gebaut.“
„Haben die denn einen Fluss in ihrem Garten?“, brummte Waldemar ungläubig. „Einen Fluss nicht, aber sie haben einen Teich gegraben, der aus zwei größeren miteinander verbundenen Becken besteht, und über den schmalen Teil, der diese Becken verbindet, führt diese Brücke. Sie ist rot und sehr hübsch“, schnatterte Klara.
„Vielleicht wird das ein chinesischer Garten“ quakte ich, „denn in einem Buch von Dr. Berta habe ich einmal einen chinesischen Garten mit einer roten Brücke gesehen.“ „Wisst ihre eigentlich, dass die längste Brücke der Welt in China liegt?“, schnatterte Agnes. „Sie ist 164 Kilometer lang.“ „164 Kilometer?“, brummte Waldemar. „So breit ist doch kein Fluss und kein Tal.“ „Diese Brücke führt auch gar nicht über einen Fluss oder ein Tal, sondern wirklich nur übers Land“, schnatterte Agnes. „Auf ihr fahren Hochgeschwindigkeitszüge mit bis zu 380 Kilometern pro Stunde. Die Zweibeiner haben die Schienen sozusagen in die Luft gebaut, damit nicht so viel Land verbraucht wird. Diese Brücke heißt Dnyang-Kunshan und verbindet die Städte Peking und Shanghai. Es hat vier Jahre gedauert, bis sie fertig war.“
„Und wo liegt die zweitlängste Brücke?“, quakte ich. „Die ist in Taiwan und ist auch eine Eisenbahnstrecke“, schnatterte Agnes. „Von den zehn längsten Brücken der Welt liegen acht in China und zwei in Taiwan“, quakte sie weiter. „Und hier in Deutschland?“, schnatterte Klara. „Da ist die längste Brücke ebenso eine Brücke für eine Schienenstrecke, das ist die Saale-Elster-Talbrücke mit 6465 Metern Länge.“
„Gibt es denn gar keine langen Brücken, die wirklich über einen Fluss führen?“, quakte Waldemar enttäuscht. „Aber klar doch“, schnatterte Agnes. „Hier in Deutschland ist die Köhlbrandbrücke die längste, sie misst 3618 Meter und überspannt den 325 Meter breiten Fluss Köhlbrand, das ist ein Arm der Südelbe.“ „Das heißt aber doch, dass die Zweibeiner die längsten Brücken nicht gebaut haben, um über einen Fluss oder ein Tal oder ein Meer zu kommen, sondern um Strecken für besonders schnelle Eisenbahnen zu haben?“, quakte Klara. „Das stimmt“, schnatterte Agnes.
„Aber schön sind diese Brücken wohl nicht, bestimmt bestehen sie nur aus Beton“, quakte Klara. „Da ist die Brücke im Garten der Zweibeiner viel schöner.“ Wir waren nun natürlich sehr neugierig geworden und beschlossen, uns diese rote Brücke in den nächsten Tagen mal anzusehen.
Eure PaulaTEXT: CHRISTINE MERK