LIEBE KINDER

von Redaktion

Klara hatte uns doch von der roten Brücke im Garten der Zweibeiner gequakt, und gestern sind wir dorthin gewatschelt. Zuvor war ich bei Berta, um sie zu fragen, ob sie etwas über chinesische Gärten wüsste. „In chinesischen Gärten geht es um Harmonie, die Harmonie von sieben Elementen: Erde, Himmel und Wasser, Steine und Pflanzen, Gebäude und Wege“, erklärte Berta. „Der Zweibeiner kommt als achtes Element dazu und soll in diesem Garten selbst Harmonie finden, sich also rundum wohlfühlen und zur inneren Ruhe kommen.“

Steine und Wasser wären in chinesischen Gärten besonders wichtig, sagte Berta. „Bestimmt findet ihr in diesem Garten nicht nur den Teich, sondern auch besonders schöne Steine oder Dinge aus Stein. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Brücke eine gebogene Brücke ist, die sich wie ein Halbkreis über das Wasser wölbt.“ „Warum glaubst du das?“, schnatterte ich. „Wenn sich eine halbkreisförmige Brücke im Wasser darunter spiegelt, dann ergibt das einen Kreis, und der Kreis ist das chinesische Symbol für den Himmel.“

„Ich finde das toll, dass die Zweibeiner in einem chinesischen Garten nicht nur Gemüse anbauen und einen Grillplatz einrichten, sondern sich so viele Gedanken machen, dass er harmonisch wird. Himmel, Wasser und Erde – ist das nicht schön?“, quakte ich. Als wir später in dem Garten waren, schnatterte ich Agnes, Klara und Waldemar von dem Harmonie-Prinzip der chinesischen Gärten. Wir machten uns einen Spaß daraus, nach Dingen zu suchen, die dazu passten. Ich entdeckte kleine Steinsäulen, und Waldemar fand in einem Baum mehrere Windspiele. „Schaut mal hier, da stehen winzige Bäume“, schnatterte Agnes plötzlich ganz aufgeregt. Sie stand vor einem Regal mit flachen Schalen, und in jeder Schale war ein Baum, der zwar klein war, aber von seiner Form her aussah wie ein alter Baum.

„Das sind Bonsais“, schnatterte ich, denn ich hatte Fotos von solchen Zwergbäumen in Bertas Buch gesehen. „Das ist eine Kunst, bei der die Zweibeiner Bäume in kleinen Schalen wachsen lassen und sie dabei immer wieder zuschneiden oder die Äste mit Draht formen. Allerdings ist Bonsai der japanische Name, in China heißt diese Kunstform Penjing. Doch die meisten Zweibeiner sagen Bonsai.“ „Wie alt diese Bäumchen wohl sind?“, quakte Klara. „In Bertas Buch habe ich gelesen, dass Bonsais mehrere hundert Jahre alt werden können“, schnatterte ich. „Irre“, quakte Klara. „Ob diese Bäumchen wohl wissen, dass sie viel größer sein könnten?“

Ein Baum kann doch nicht denken, ging mir durch den Kopf, aber ich schwieg, denn ganz ehrlich: Wer weiß schon, ob Bäume denken können?

Eure PaulaTEXT: CHRISTINE MERK

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