Lange Haft für Goldräuber

von Redaktion

Die leere Vitrine mit Goldmünzenfoto im Manchinger Museum. © Markus Götzfried

Die Angeklagten im Saal des Ingolstädter Landgerichts. © Peter Kneffel/dpa

483 Münzen: Das war der Goldschatz von Manching – zumindest ein Teil davon wurde wohl eingeschmolzen. © AFP

Ingolstadt/Manching – Ob der mehr als zwei Jahrtausende alte Goldschatz jemals wieder auftauchen wird? Das bleibt auch nach dem Prozess um den Einbruch im Kelten Römer Museum in Manching völlig unklar. Aber Urteile gibt es nun: Nach dem Diebstahl des Goldes hat das Landgericht Ingolstadt vier Männer zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Die Angeklagten aus dem Raum Schwerin und Berlin im Alter von 44 bis 52 Jahren bekamen zwischen vier Jahren, neun Monaten und elf Jahren Haft. Mit der Verurteilung wegen schweren Bandendiebstahls und anderer Taten folgte die Strafkammer weitgehend dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

Die Männer hatten zu allen Vorwürfen geschwiegen, ihre Verteidiger letztlich Freisprüche verlangt. Bei drei der Beschuldigten war die Strafkammer aber trotzdem überzeugt, dass sie das Manchinger Keltengold bei dem Einbruch in der Nacht zum 22. November 2022 gestohlen hatten. Ein 44-jähriger Schweriner wurde von dem Vorwurf des Museumseinbruchs zwar freigesprochen, weil eine Beteiligung nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte. Er wurde allerdings wegen anderer Einbruchstaten ebenfalls schuldig gesprochen.

In dem Verfahren ging es letztlich um rund 20 Einbrüche oder Einbruchsversuche in ganz Deutschland und Österreich. Mindestens seit dem Jahr 2014 sei die Bande aktiv gewesen, sagte der Vorsitzende Richter Konrad Kliegl. Auch nach dem Einbruch in Manching seien noch weitere Spähfahrten unternommen worden. So seien 2023 Einbrüche auf der Museumsinsel Schloss Gottorf in Schleswig, wo sich die Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen befinden, sowie in ein dänisches Museum vorbereitet worden. Zu weiteren Einbrüchen kam es aber nicht mehr. Das Bayerische LKA nahm das Quartett vor rund zwei Jahren fest.

Bei dem Manchinger Einbruch war der größte keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts gestohlenen worden. Archäologen hatten die 483 Münzen und einen sogenannten Gusskuchen aus Gold im Jahr 1999 bei Ausgrabungen in Manching gefunden. Einige Jahre später wurde der Goldschatz das Aushängeschild des neu gebauten Museums in dem Ort.

Das Gericht bezifferte den materiellen Wert Goldschatzes mit deutlich mehr als einer Million Euro. Wissenschaftler betonen allerdings, dass der etwa 2100 Jahre alte Fund nicht zu ersetzen ist. Einer der Angeklagten hatte bei der Festnahme mehrere kleine Goldklumpen dabei. Nach den Ermittlungen handelte es sich dabei um 72 Münzen aus Manching, die zusammengeschmolzen wurden. Von den 411 weiteren Münzen sowie einem 217 Gramm schweren Gusskuchen fehlt jede Spur.

„Dass die Täter sich über den Verbleib der rund 400 noch vermissten Münzen ausgeschwiegen haben, macht fassungslos“, sagte Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) nach dem Urteil. Tobias Esch, Leiter des Manchinger Museums, sagte unserer Zeitung: „Eine gewisse Genugtuung lässt sich nicht verhehlen.“ Doch er hätte sich gewünscht, dass die Täter auf das Angebot eines Strafnachlasses eingegangen wären und dafür den Rest des Schatzes zurückgegeben hätten. Die Verteidiger aller vier Angeklagten kündigten an, einen Revisionsantrag zu stellen. Dann müsste sich der Bundesgerichtshof noch einmal mit dem Fall befassen. „Vielleicht findet da ein Umdenken statt und wir bekommen doch noch Gewissheit,“ sagt Esch. Die Vitrine, in der der Goldschatz ausgestellt war, steht noch immer im Museum – allerdings nur noch mit einem Foto der Münzen. Esch will die Hoffnung noch nicht aufgeben, die Vitrine eines Tages wieder befüllen zu können.

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