Proteste gegen Pavian-Tötung

von Redaktion

Zwölf Tiere in Nürnberg erschossen – Aktivisten dringen in Tiergarten ein

Tierschützer hatten sich aus Protest auf der Straße festgeklebt.

Wer darf weiterleben, wer muss sterben? Die Paviane im Nürnberger Tiergarten. © dpa (3)

Nürnberg – Der Nürnberger Tiergarten hat an 365 Tagen im Jahr geöffnet – nur gestern nicht: Den ganzen Tag war der Zoo aus „betrieblichen Gründen“ geschlossen. Statt geöffneter Kassenhäuschen erwartete die überraschten Besucher mehrere Mannschaftswagen der Polizei. Grund: die geplante Erschießung von Guinea-Pavianen. Tags zuvor hatte Zoodirektor Dag Encke unverblümt erklärt: „Wir müssen jetzt die genauen Vorbereitungen zur Tötung treffen.“ Nachmittags wurde bekannt, dass zwölf Tiere getötet worden sind.

In den letzten Tagen waren die Proteste am und im Tiergarten intensiver geworden. Tierfreunde hatten sich am Gehege angekettet und am Boden festgeklebt. Parallel dazu verliefen alle Versuche des Zoos im Sande, die überzähligen Paviane an andere Einrichtungen abzugeben. Auf der für 25 Paviane plus Jungtiere ausgelegten Anlage leben 43 Affen. Obwohl der Platz schon seit Jahren knapp wurde, durften sie sich weiter vermehren. Vor einigen Wochen hatte Dag Encke mitgeteilt, dass einzelne Paviane erschossen würden. Ziel sei eine sozial verträgliche Gruppe. Wie viele Tiere sterben müssen, wurde vorab nicht bekannt gegeben.

Die Aktion sei das Ergebnis jahrelanger Abwägungen gewesen, sagte Encke am Abend. Die Tötung der Paviane werde keine einmalige Maßnahme bleiben. Auch in den nächsten Jahren werde der Tiergarten einzelne Paviane für den Erhalt der Population töten müssen – allerdings nicht in der Größenordnung wie jetzt.

Gestern Mittag protestierten rund 20 Menschen mit Plakaten gegen die Tötung der Paviane. Am Nachmittag drangen laut Polizei mehrere Aktivisten über ein Tor in den Tiergarten ein, einige von ihnen klebten sich fest. Mehrere Menschen seien danach wegen Hausfriedensbruchs festgenommen worden.

Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen halten die Probleme für hausgemacht. „Was wir befürchtet hatten, ist eingetreten: Gesunde Tiere mussten sterben, weil ein Zoo über Jahrzehnte verantwortungslos gezüchtet und keine nachhaltigen Lösungen entwickelt hat“, teilte Pro Wildlife mit. Die Organisation kündigte gestern an, nun Strafanzeige zu stellen. In Deutschland ist es verboten, Tiere ohne vernünftigen Grund zu töten.

Der Deutsche Tierschutzbund sprach von einem Tabubruch. „Die Verantwortung für Tiere, die man als Zoo hält und züchtet, endet nicht dort, wo es räumlich, finanziell oder organisatorisch unbequem wird.“ Auch er wird Anzeige erstatten. Paulina Kuhn, die Referentin für Wildtiere, betonte: „Die Verantwortung für Tiere, die man als Zoo hält und züchtet, endet nicht dort, wo es räumlich, finanziell oder organisatorisch unbequem wird.“SUS/DPA

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