DAS PORTRÄT

Der Mann mit den vielen Leidenschaften

von Redaktion

Stefan Fabry aus München. © Markus Götzfried

Auch wenn Stefan Fabrys Tage mehr als 24 Stunden hätten, würden ihm die Beschäftigungen niemals ausgehen. Der 65-jährige Münchner kann sich für fast alles begeistern – und was er noch nicht kann, bringt er sich einfach selbst bei.

Ein kleines Mischpult, ein Bildschirm und ein Laptop stehen auf dem Schreibtisch von Stefan Fabry. Der 65-jährige Rentner aus München macht hier seine eigene Musik. Auf einem Drehstuhl sitzt er vor seinem Keyboard, direkt neben dem Schreibtisch, und spielt eine Melodie. Die Musik erscheint dank einer Software in Form von geschriebenen Noten auf dem Bildschirm seines Computers. Vom Notenblatt spielen muss er also zum Glück nicht. Das kann Stefan Fabry nämlich nicht so gut. „Ich bin sozusagen Notenlegastheniker“, sagt er und schmunzelt. „Das bemerkte meine frühere Klavierlehrerin auch recht schnell.“ Mit geschickten Mausklicks und feinem Gehör kann er die Noten auf dem PC in die richtige Tonlage bringen. Dabei entstehen klassische, elektronische Stücke, oder vertonte Hörbücher. Die schreibt er selbst. Eingesprochen werden sie nicht von ihm, aber musikalisch untermalt. Er schreibt außerdem Schweizer Krimis, Kurzgeschichten oder Gedichte. Fabry erzählt gerne und viel. Es ist kein Wunder, dass ihm die Ideen nicht ausgehen, bei seiner Neugierde und Begeisterung für Geschichten. Die musikalischen Stücke veröffentlicht er auf Youtube. „Ich möchte das allen zur Verfügung stellen. Aber ich mache das nicht für den Kommerz“, betont Fabry.

Doch damit ist sein Tag noch lange nicht gefüllt. Eigentlich ist der 65-jährige Insekten- und Tierliebhaber. Er hat Biologie in München studiert, an der Uni in Regensburg gelehrt und für die Max-Planck-Gesellschaft gearbeitet. Doch auch in der Rente kann er davon nicht loslassen: Im Esszimmer züchten er und seine Frau Alexandra in drei großen Aquarien Fische. Auf ihrer Südterrasse bauen sie Gemüse an und über seinem Bett bewahrt Fabry eine Schmetterlingssammlung auf. Die beiden haben als Biologen natürlich ein besonderes Auge auch für die kleinen Tiere und freuen sich besonders über seltene Arten: „Letztens haben wir auf einem Spaziergang an einem Baum viele Zitronenfalter gesehen, das war wunderschön“, erzählt seine Frau.

Neben Gemüse aus dem Garten kommt im Hause Fabry auch frisches Gebäck auf den Tisch: Der 65-jährige backt Brot immer selbst. Er hat seit Jahren schon keins mehr gekauft. Seine Frau profitiert natürlich davon und hält das Gebäck gerne in Bildbänden fest. Fabry konnte schon mit Roggen- oder Vollkornbrot, aber auch schön geformten Laugenzöpfen punkten. Bei so vielen Leidenschaften muss Stefan Fabrys Tag schon früh anfangen: Ab 4 Uhr morgens ist er auf den Beinen. Dafür ist er meist schon um 21 Uhr müde und verpasst auch mal die zweite Halbzeit des Frauenfußballs, den er so gerne guckt. „Ich begeistere mich eben für viele verschiedene Dinge“, sagt er. Eines kann er ausschließen: dass ihm jemals langweilig wird. WILMA JOHANNSSEN

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