Kerstin Haferkorn leitet die Realschule Prien. © privat
Schülerinnen bei der Arbeit: Dosiertes Lernen wäre auch in den Ferien gut. © Tom Werner
Endlich Ferien. Doch so ganz sollte man die Schule nicht vergessen, rät Kerstin Haferkorn. Die Realschulrektorin in Prien am Chiemsee gibt Tipps für dosiertes Lernen in den Ferien.
Frau Haferkorn, was empfehlen Sie zum Ferienstart? Sollte der Schüler die Schule erst mal sacken lassen und seine Hefte ganz tief in der Schublade verräumen?
Die Schülerinnen und Schüler benötigen erst mal Ruhe und Erholung. Da ist es schon sinnvoll, dass man erst mal durchschnauft. Aber es kommt natürlich darauf an, wie man das Schuljahr abgeschlossen hat.
Was ist denn, wenn im Zeugnis reihenweise Vierer und vielleicht auch eine Fünf zu finden sind?
Idealerweise sollte man schon vorher den Kontakt mit den Lehrkräften suchen und fragen: Woran lag‘s denn? Und dann kommt es auf das Fach an. Bei Nebenfächern muss der Maßstab nicht ganz so streng sein. Ich selber bin auch Geschichtslehrerin und da darf ich sagen: Wenn ich in der 7. Klasse in Geschichte eine Vier hatte oder eine Fünf, dann spricht nichts dagegen, im neuen Schuljahr eine bessere Note zu erzielen – einfach nur, indem ich am Ball bleibe und mich regelmäßig vorbereite.
Und in Hauptfächern?
Da sieht es etwas anderes aus. Da sollte man schon versuchen, Lücken in den Sommerferien zu schließen. Da wäre eben der Kontakt zu den Lehrkräften wichtig, um zu erfahren, ob es in Mathe beispielsweise an einem bestimmten Fachgebiet lag oder in einer Fremdsprache an Grammatik oder mangelndem Vokabeltraining. Einfach nur blind vorzugehen – nach dem Motto: ich wiederhole das ganze Schuljahr – wäre verkehrt und auch viel zu viel.
Wie viel ist denn nicht zu viel?
Man muss sich realistische Ziele stecken. Es ist legitim, in den ersten zwei Ferienwochen nichts zu lernen. Aber danach könnte man sich am Tag eine Stunden hinsetzen und am Abend das Gelernte kurz wiederholen. Denn das Wiederholen ist das A und O des Lernens. Dann hat man gute Chancen, seine Lücken zu schließen.
Ist Nachhilfe empfehlenswert? Oder einwöchige Lernkurse?
Also wenn der Kurs genau auf das Themengebiet, wo Wissen fehlt, zugeschnitten ist, dann spricht nichts dagegen. Aber man muss es dann auch durchziehen, denn solche Kurse sind ja auf mehrere Stunden am Tag angelegt. Besser sind kleinere Häppchen über einen längeren Zeitraum verteilt. Das kann man durchhalten.
Werden das viele Schüler machen?
Soll ich ehrlich sein? Ich glaube nicht. So konsequent machen es vielleicht Schüler, die durchgefallen sind und in die Nachprüfung müssen.
Stichwort Lesen. Was mache ich, damit mein Kind nicht nur am Fernseher und Handy abhängt?
Gute Frage. Als Deutschlehrerin sage ich: Bücher lesen ist immer wichtig, nicht nur in den Ferien. Von klein auf, um sinn-entnehmendes Lesen zu trainieren. Ein Patentrezept habe ich nicht (seufzt). Man merkt ja, dass viele Schüler nur noch in Satzfragmenten mit einem kommunizieren. Ein Buch nur in den Ferien wird daran wenig ändern. Kontinuierlich dranbleiben ist das Wichtige.
Viele Eltern fiebern schon der Einschulung ihrer Kinder entgegen. Sollen Schulanfänger schon mal üben?
Da bin ich als Realschuldirektorin keine Expertin. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, eher nein. Kindergärten geben den Vorschulkindern ja schon ein Basiswissen mit, ich denke, dass das für den Anfang reicht.
Wie ist es denn bei Ihnen in der Realschule mit Schreiben?
Wir stellen fest, dass die Feinmotorik mancher Schüler immer problematischer wird, vor allem sieht man das am Schriftbild. Und beim Lesen gibt es Lücken: Flüssig lesen können und gleichzeitig zu verstehen, was im Text gemeint ist, ist für manche Schüler durchaus ein immer größeres Problem. Doch damit – mit der berühmtem Literacy – steht und fällt der Schulerfolg. Denn wenn ich die Fragen in Stegreif- oder Schulaufgaben schlicht nicht verstehe, wird es schwierig.
Ist die Schule in den Ferien eigentlich erreichbar?
Das ist klar geregelt. Wir arbeiten noch die nächste Ferienwoche. Dann hat die Schule drei Wochen zu, wobei der Briefkasten geleert werden muss, weil ja zum Beispiel schulrechtliche Themen eingehen können. Die letzten zwei Ferienwochen sind wir schon wieder am Start, da ist auch das Sekretariat wieder erreichbar.
Und die Lehrer?
Die meisten Schulen haben Plattformen, Schulmanager zum Beispiel, auf denen Lehrer, Schüler und Eltern vernetzt sind, sodass auch da Rückfragen während der Ferien möglich sind. Bei Kindern mit schlechten Noten sind die Eltern in aller Regel schon längst informiert. Wer am Zeugnistag noch völlig überrascht ist wegen schlechter Noten, bei dem ist etwas schiefgelaufen.