DAS PORTRÄT

Als Ersthelfer beim Autounfall

von Redaktion

Der Bundestagsabgeordnete Tobias Winkler.

Ein Autounfall ist immer ein Albtraum. In so einer Situation hofft jeder auf die Hilfsbereitschaft seiner Mitmenschen. Der Bundestagsabgeordnete Tobias Winkler war vor Kurzem Ersthelfer bei einem Unfall – und musste beobachten, wie viele Menschen einfach vorbeifahren.

Ein Motorrad ist frontal mit einem Auto zusammengeprallt. Tobias Winkler war auf dem Weg zu einem Termin mit dem bayerischen Finanzminister Albert Füracker, als er an der Unfallstelle vorbeikam. Viele Autos fuhren einfach weiter, berichtet der Bundestagsabgeordnete später. Obwohl zwei verletzte Personen neben der Straße lagen. Nur eine Kinderkrankenschwester hatte angehalten, um Erste Hilfe zu leisten. „In der ganzen Zeit ist kein weiterer mehr ausgestiegen“, berichtet der CSU-Politiker aus dem Landkreis Fürth. „Dabei hätten wir locker sieben bis acht Leute gebrauchen können.“ Winkler hatte unter anderem die Rettungskette eingeleitet und die helfende Krankenschwester unterstützt. Sie hatte im Auto ein schlafendes Baby sitzen. Außerdem versuchte er, die Unfallstelle zu sichern. „Aber man kann nicht an drei Orten gleichzeitig sein.“ Der 47-Jährige hat nach dem Unfall noch viel darüber nachgedacht, warum keine Autofahrer angehalten hatten. „Ich glaube nicht, dass das etwas mit der Verrohung der Gesellschaft oder mit dem Egoismus der Menschen zu tun hat“, sagt er nachdenklich. Die Menschen seien häufig wohl schlichtweg überfordert mit der Situation, vermutet er. „Bei einem Unfall in einem Entwicklungsland würden 95 Prozent der Menschen anhalten, weil man weiß: Außer mir hilft keiner“, glaubt er. Glücklicherweise hätten die Rettungsdienste in Deutschland aber ein sehr hohes Niveau. Bei Erster Hilfe komme es aber nicht darauf an, perfekt zu sein, betont er. „Ich habe keine Herzdruckmassage ausgeführt, manchmal muss man auch einfach nur eine Stoßstange aus dem Weg räumen.“ Die Frage, ob er anhalten oder weiterfahren soll, hatte sich Winkler gar nicht gestellt, sagt er. Sein Appell lautet: „Keiner braucht vor dem Helfen Angst zu haben. Helft und macht einfach!“ANNA KAINZ

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