So könnte der Steg aussehen. © Architekturbüro Latz + Partner
Wird Gedenkstätte: der Bunkerbogen bei Mühldorf. © IMAGO/Hanna Wagner
München/Mühldorf – Mit einem Grundstückstausch haben 15 Waldbauern den Weg frei gemacht für die Errichtung einer neuen KZ-Gedenkstätte. Sie soll am Bunkerbogen im Waldgebiet Mühldorfer Hart entstehen. Dort gab es 1944/45 eine Baustelle für einen Untertageverlagerung der Rüstungsindustrie. Ziel war der Bau einer Montagehalle für die Produktion von Flugzeugen. Dazu kam es nicht. Doch auf der Baustelle mussten über 8000 KZ-Häftlinge aus fünf Außenlagern des KZ Dachau in der Umgebung bis zur völligen Entkräftung arbeiten. Etwa die Hälfte von ihnen überlebte das nicht. Unter den Häftlingen war auch der vor einigen Jahren verstorbene Überlebende Max Mannheimer.
Der Bunkerbogen aus meterdickem Stahlbeton mitten im Wald ist „eines der wichtigsten baulichen Zeugnisse nationalsozialistischer Zwangsarbeit in Bayern“, wie die Stiftung Bayerischer Gedenkstätten betont. Die Trümmer weiterer Bögen, die nach Kriegsende gesprengt worden waren, liegen im Gelände verstreut. Die Flurgrundstücke gehörten verschiedenen Eigentümern.
In den vergangenen Jahren wurden zunächst Munitionsreste entfernt, bis zu 70 Tonnen, wie sich Stiftungsdirektor Karl Freller erinnert. Das Areal war nach dem Krieg zur Sprengung von Fundmunition benutzt worden. Vor gut zwei Jahren begann dann eine „Boden-Neuordnung“. Ziel war es, dass die Waldbauern andere Grundstücke erhalten und das Bunker-Areal dafür in den Besitz des Freistaats gelangt. Dafür stellten die Bayerischen Staatsforsten Tauschflächen zur Verfügung. Ein Kauf war rechtlich nicht möglich. Die aufwändigen Tauschverfahren von 17 Hektar konnten am vergangenen Mittwoch abgeschlossen werden.. „Wir danken allen, die diese Lösung ermöglicht haben – insbesondere den bisherigen Eigentümerinnen und Eigentümern“, erklärt Stiftungsdirektor Freller.
Ziel ist nun die Errichtung einer KZ-Gedenkstätte, „zu der auch Schulklassen hingehen können“, wie Freller sagte. Sie soll die bestehende Gedenkstätte am Ort eines ehemaligen Außenlagers einige hundert Meter weiter im Wald ergänzen. Der Weg dahin ist allerdings noch weit. Geplant ist der Bau einer Plattform oder eines Stegs über einem der zusammengestürzten Betonbögen, von dem aus das gesamte Gelände überblickt werden kann, erläutert Franz Langstein vom Verein „Für das Erinnern. KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart.“
Das Betreten des noch bestehenden Betonbogens soll dann nicht mehr möglich sein – abgesperrt werde der Bogen wohl „mit einem Zaun, der der Würde des Ortes angemessen ist“, wie Langstein sagt. „Das kann man nicht mit irgendeinem Maschendrahtzaun machen.“ Langstein führt heute immer wieder Besuchergruppen durch das Gelände und ist erstaunt, wer alles den Weg in den Wald findet. Das Betreten der Bunkerfläche ist eigentlich verboten – doch kaum jemand hält sich daran. Erst neulich traf er ein Auto mit Schweden. „die hatten davon im Internet gelesen und wollten sich das ansehen“. Es gibt aber auch Ehrengäste: Erich Finsches (98) aus Wien ist neben Lynn Farbman, die als Baby das Lager überlebte, der einzige noch Lebende, der Häftling im Mühldorfer Hart war.. „Der Erich ist immer unser Gast bei unserer Gedenkfeier am 1. Mai“, sagt Langstein.
Im Jahr 2027 soll die Gedenkstätte eröffnet werden.DIRK WALTER