Blick auf die Zugspitze: Ein Zelt steht einsam am Ufer des Seebensees in Ehrwald in Tirol. © Andreas Vitting/ imago
Bad Hindelang – Malerisch liegt der türkisblaue Schrecksee auf 1800 Metern Höhe im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen. Bis vor wenigen Jahren war er in der Bergsportszene zwar bekannt. Durch die Sozialen Medien aber wurde er berühmt – und Hotspot für Wildcamper. Das Betreten der Natur ist laut Bayerischem Naturschutzgesetz zwar jedermann gestattet, das Zelten oder Campieren außerhalb ausgewiesener Plätze jedoch nicht. Seit Jahren überwacht das Landratsamt Oberallgäu daher mit der Polizei den Schrecksee sowie weitere Hotspots. Diesen Sommer sogar verstärkt.
„Wer sich trotz Aufklärung und Hinweisschildern nicht an die Regelungen hält, muss damit rechnen, dass dies konsequent geahndet wird“, teilt ein Landratsamt-Sprecher mit. Seit 2022 steigt die Zahl der Verstöße. 37 Camper sind vergangenes Jahr angezeigt worden. Heuer verzeichnete man bis Mitte Juli 13 Verstöße. Polizeibeamte nehmen hier Aufstiege nicht umsonst in Kauf. Am Schrecksee wird oft via Drohne auf illegales Wildcamping kontrolliert. Die Höhe der Bußgelder variiert von Landkreis zu Landkreis. Im Oberallgäu liegt es laut Landratsamt bei 400 Euro für Wildcampen und 120 Euro für unerlaubtes Parken im Schutzgebiet.
Auch im Nationalpark Berchtesgaden ist Wildcampen ein Problem: „2025 wurden vom Nationalpark bislang 21 Anzeigen wegen Verstößen gegen die Nationalparkverordnung an das Landratsamt weitergeleitet“, teilt eine Sprecherin mit. Zwischen 2020 und 2024 gab es insgesamt 125 Anzeigen wegen illegalen Campierens. Die Bilder im Internet, auf denen sich Menschen in Gumpen am Königsbach-Wasserfall zeigten, sorgten in der Vergangenheit dafür, dass der gesperrte Bereich regelrecht überlaufen wurde. Die Nationalparkverwaltung beschäftigt seit 2022 eine digitale Rangerin. Sie behält einschlägige Touren-Portale und Posts von Influencern im Auge und erstattet gegebenenfalls Anzeige.
Im Karwendel suchen ebenfalls Ranger und Polizei nach Wildcampern. Dort sowie in den Landschaftsschutzgebieten Walchensee und Sylvensteinsee zeigten sie 2024 137 Wildcamper an, teilen die Landratsämter Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen mit. Heuer kam es bis Mitte Juli zu 33 Anzeigen. 2020 waren es 1397. Im selben Jahr verzeichnete man auch im Naturschutzgebiet Ammergebirge mit 22 Fällen einen Höchststand. „Durch das Fehlen personeller Kapazitäten ist weder eine angemessene Überwachung noch eine Aufklärung der Personen vor Ort möglich“, sagt die Ostallgäuer Landrätin Maria Rita Zinnecker (CSU) und fordert mehr Personal und finanzielle Mittel für den Einsatz von Rangern. Im Naturschutzgebiet Östliche Chiemgauer Alpen zeigt Prävention schon Wirkung. Seit 2020 wurden keine Verstöße mehr wegen illegalen Zeltens gemeldet. „Neben dem Gebietsbetreuer stehen hierfür zwei ehrenamtliche Naturschutzwächter zur Verfügung“, teilt das Landratsamt Traunstein mit. ANNE-SOPHIE SCHUHWERK