…bei Fischerei-Professor Robert Arlinghaus. © dpa
Er gilt als größter Süßwasserfisch in Deutschland, ist meist 1,5 bis 2 Meter lang – und hat in diesem Sommer wieder einmal für Aufsehen gesorgt. Die Rede ist vom Wels. Gleich zwei Wels-Angriffe auf Badegäste hat es im Juni und Juli im Brombachsee in Mittelfranken gegeben. Doch muss man vor diesen Fischen – oder auch anderen – tatsächlich Angst haben, wenn man sich im See erfrischt? Der Fischerei-Professor Robert Arlinghaus verrät, was für Fische in Badeseen leben – und wie wahrscheinlich es ist, dass Wels und Co. zuschnappen.
Wenn ich im See schwimme, was ist um mich herum los?
Wenn Sie im See schwimmen, bewegen Sie sich im Lebensraum der Fische. Es werden also alle möglichen Arten wie Rotaugen, Barsche, Brassen oder auch mal ein Wels in Ihrer Nähe herumschwimmen. Da wird auch mal ein Hecht irgendwo im Schilf oder in den Unterwasserpflanzen lauern und Sie beobachten. In der Regel bekommen Sie davon nichts mit. In den meisten Seen ist die Sicht nicht so gut. Und: Die Tiere haben ein gewisses Meideverhalten, sodass sie ein bisschen Abstand zu Schwimmern wahren. An Badestellen gewöhnen sich die Tiere mitunter auch an Menschen und schwimmen dort sichtbar um sie herum, insbesondere Rotaugen und Ukeleischwärme.
Es gibt immer mal wieder vereinzelt Angriffe von Welsen. Auch vor dem Hecht, der ebenfalls zu den Raubfischen zählt, hat so mancher Angst. Muss man die haben?
Ängste sind völlig unbegründet. Ein Sechser im Lotto ist wahrscheinlicher als ein Angriff dieser Fische. Wenn man seine Beine vom Steg herunterbaumeln lässt und der Zeh berührt die Oberfläche, dann ist es schon mal vorgekommen, dass ein Hecht annimmt, dass da ein Fisch ist und den Zeh attackiert. Dafür braucht man aber ganz, ganz viel Pech. Unter Wasser attackiert der Hecht nie. Da ignoriert er Badegäste oder schwimmt davon, wenn es ihm zu bunt wird.
Und der Wels?
Alle paar Jahre gibt es Fälle, in denen ein Wels nach dem Bein eines Schwimmers schnappt. Das kann aber nur innerhalb der etwa zwei Wochen im Hochsommer passieren, in denen das Männchen ein Nest baut und bewacht. Zu Angriffen kommt es dann auch nur, wenn man genau in das Gelege hereintritt bzw. sich ihm nähert. Das Nest befindet sich allerdings in geschützten, dunklen Bereichen. Der Wels baut sein Nest eben nicht am Badestrand, wo es lichtdurchflutet ist. Im konkreten Fall im Brombachsee waren die Uferbereiche trockengefallen und es gab Badeinseln. Die bieten einen Sonnenschutz, den ein Wels für sein Nest genutzt hat. Hat man das Pech und ein Wels greift an, gibt es keine relevanten Verletzungen. Im Grunde hat er keine Zähne, sondern Bürstenzähnchen. Es ist eher ein Anstoßen, als ein Biss.
Worauf kann ich als Schwimmer achten, um die Fische im See möglichst wenig zu stören?
Sobald man in ein Gewässer reingeht, ist das eine gewisse Störung. Ob die ökologisch relevant ist, ist eine andere Frage. Trittschäden am Ufer oder Auswirkungen von Sonnencreme auf Plankton sind wahrscheinlich stärkere Effekte als das bloße Schwimmen. Die Fische gewöhnen sich in der Regel rasch an die Schwimmer, die für sie nicht gefährlich sind. Ein Problem ist aber das Herausreißen von Unterwasserpflanzen und das Aufwühlen von Sediment, was das Gewässer eintrüben und Nährstoffe freiwaschen kann. Daher sollte man von großen Ansammlungen solcher Pflanzen Abstand halten, damit man sie nicht mit den Füßen löst. Diese Unterwasserpflanzen sind nämlich wichtige Fischlebensräume und sind wichtig für das Ökosystem. Also lieber an sandigen Badestränden ins Wasser gehen.