DAS PORTRÄT

Die Bewahrerin der Spinnkunst

von Redaktion

Ute Mattern aus Sindelsdorf. © Antonia Reindl

Ute Mattern hat eine große Leidenschaft: das Spinnen. In ihrer Heimat Sindelsdorf im Kreis Weilheim-Schongau sucht sie Gleichgesinnte und hat einen Spinnkreis gegründet. Weil sie weiß: Spinnen verbindet.

Gestrickt hat Ute Mattern schon als Kind gerne. Im Studium packte sie ihre Stricknadeln sogar in manch einer Vorlesung aus der Tasche, berichtet sie und schmunzelt. Wie viele Pullover sie bereits gestrickt hat, kann sie nicht mal schätzen. Und beim Stricken ist es nicht geblieben. Ihre Mutter wollte immer einmal spinnen lernen, erzählt sie. Sie hat es nie geschafft. Dafür aber Ute Mattern. Über eine Freundin kam sie an ein Spinnrad. Erst versuchte sie, es sich selbst beizubringen. Aber das klappte nicht. Schließlich fand sie eine Frau, die ihr helfen konnte. Es dauerte nicht lange, bis sie Mitglied in einem Spinnkreis wurde und so auch zur Handspinngilde fand.

Vor anderthalb Jahren zog Mattern mit ihrem Mann aus Icking nach Sindelsdorf. Dort gab es noch keinen Spinnkreis – also gründete die 67-Jährige einen. Die Leidenschaft für das alte Handwerk verbindet, findet sie. „Ich weiß gar nicht, wie viele Leute ich durchs Spinnen kennengelernt habe.“ Die zwei Stunden Auszeit würden allen guttun, sagt sie. Auch für die Geschichte des Spinnens kann sie sich begeistern. Gesponnen wurde nicht erst, seit die Menschen sesshaft wurden und Nutztiere hielten, berichtet sie. Schon vor tausenden von Jahren spannen Menschen Fasern zu Garnen, um wärmere Kleidung herstellen zu können. Sie begeistert am Spinnen die Bewegung. Es sei eine Tätigkeit, die erdet und das richtige Maß an Konzentration erfordert, erklärt sie. „Aber es hat einen hohen Suchtfaktor.“

Inzwischen hat sie rund zehn Spinnräder zu Hause. Die braucht sie, weil sie inzwischen Kurse gibt und auch im Freilichtmuseum Glentleiten spinnt. Diese Arbeit erfordere nicht nur Konzentration, sondern auch viel Fingerspitzengefühl, sagt sie. Anfangs habe sie erst mal ein Kilo Wolle verhunzt, sagt sie und lacht. Neben Schafwolle lässt Ute Mattern auch Seide oder Flachs über ihr Spinnrad laufen. „Viele Leute glauben, dass Spinnen altbacken ist“, bedauert sie. Die 67-Jährige möchte zeigen, wie gut das Handwerk in unsere Zeit passt. ANTONIA REINDL

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