NACHRUF

Beseelter Christus-Künstler

von Redaktion

Zum Tod von Ludwig Valentin Angerer

Ludwig Valentin Angerer mit einem seiner Werke in der Galerie Roucka in München. © Imago

Die weltgrößte Christus-Statue als Dom wollte Angerer der Ältere errichten. © Privat

Regensburg – Ludwig Valentin Angerer – Architekt, Maler, Bildhauer und Autor – wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. Jetzt ist „Angerer der Ältere“ in der Nähe von Regensburg gestorben. Wenige Tage nach seinem Tod wäre der Künstler, der einst eine riesige Christus-Figur auf dem Predigtstuhl errichten wollte, 88 Jahre alt geworden.

Angerer der Ältere, der zwei Jahre ältere Bruder von Walter Angerer, ist in Bad Reichenhall geboren und aufgewachsen – dort hatte er immer noch einen Wohnsitz neben Biburg in Niederbayern, wo er hauptsächlich lebte und arbeitete. Schönheit und der christliche Glaube spielten in seinem Werk die wichtigste Rolle. 2006 wurde er vom „Verein Deutsche Sprache“ offiziell zum Paten des Wortes „Schönheit“ gekürt. 2013 sagte er: „Schönheit kommt aus dem Göttlichen, sie ist mehr als Dekoration.“ Es gebe eine „beseelte Schönheit“, die er in seinem Werk sichtbar und spürbar machen wollte.

Dieses Anliegen ist in seinen Bild- und Bildhauerarbeiten zu sehen und zu spüren. Es führte auch zu seinem schlagzeilenträchtigen Mega-Projekt – einer 55 Meter hohen Christus-Statue, die ursprünglich für den Predigtstuhl in Bad Reichenhall geplant war. Sie wurde aber schließlich vom Stadtrat abgelehnt, ebenso wie in anderen kleinen Städten. Danach versuchte Angerer der Ältere, ein 77 Meter hohes, begehbares Modell seiner Christus-Statue zu realisieren, was letztlich nicht errichtet wurde.

Für ihn bedeutete die Christus-Statue ein äußeres Zeichen für wirklichen Glauben. „Warum hat man im Mittelalter hohe Dome gebaut? Warum baut man weithin sichtbare Kirchtürme oder Minarette?“, fragte der Künstler, und gab selbst die Antwort: „Um seinen Glauben nach außen zu zeigen.“ Er realisierte viele andere äußere Zeichen seines christlichen Glaubens künstlerisch. Etwa im Jahr 2000 die Erlöserkapelle in Biburg, ein Gesamtkunstwerk aus Architektur, Malerei und Bildhauerei, das der damalige Papst Benedikt XVI. mit den Worten „Endlich wieder wirklich sakrale Kunst“ würdigte.

Ludwig Valentin Angerer hatte von 1957 bis 1961 in München Architektur studiert und weitere vier Jahre an der Akademie der Bildenden Künste. Einige Jahre arbeitete er als Architekt in einem Münchner Büro und seit 1975 freiberuflich. In ihren jüngeren Jahren in München arbeiteten die Brüder Ludwig Valentin und Walter Angerer künstlerisch oft als die „Gebrüder Angerer“ zusammen. Dann trennten sich ihre Wege künstlerisch, aber persönlich und familiär bestand immer ein gutes Verhältnis.

Vor wenigen Wochen fertigte Walter Angerer den Entwurf einer Schattenskulptur seines Bruders als Geschenk für ihn an. Nun setzt er sich dafür ein, dass in Bad Reichenhall mit der Skulptur ein Ort der Erinnerung an seinen Bruder geschaffen wird. Ludwig Valentin Angerer hinterlässt seine Frau Margit, mit der er 60 Jahre verheiratet war, einen Sohn, eine Tochter und mehrere Enkel. CHRISTIANE GIESEN

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